Artikel

Auf dieser Seite stellen wir die Artikelformen vor, die sich in den internen Umfragen vom Herbst und Winter 2021 qualifiziert haben (Vorumfrage, Hauptumfrage, Nachumfrage). Dabei gibt es drei Artikelgruppen (oder „Paradigmen“), die es zu betrachten gilt:

  1. das ein-Paradigma, zu dem der unbestimmte Artikel („ein(e)“) gehört, aber auch „kein(e)“ sowie die Possessivartikel („mein(e)“, „sein(e)“, „ihr(e)“, „unser(e)“ usw.)
  2. der bestimmte Artikel: der/die/das
  3. das jed-Paradigma, zu dem außer „jede(r/s)“ auch „diese(r/s)“, „welche(r/s)“, „jene(r/s)“ usw. gehören

Wir gehen auf die Bildung der Grundformen in den jeweiligen Paradigmen ein, auf die Deklination der Artikel und die der Adjektive. Außerdem geht es im letzten Abschnitt auch um diejenigen Pronomen, die einen Stamm mit Artikeln des ein- und des jed-Paradigmas teilen (der Einfachheit halber nennen wir sie „Artikelpronomen“).

Ein-Paradigma

Die einzige Grundform im ein-Paradigma, die sich qualifiziert hat, lautet „ein“. Somit ist sie mit der neutralen und der maskulinen Form identisch („ein Haus“, „ein Löwe“). Analog dazu lauten die Grundformen aller Artikel des ein-Paradigmas: ein, kein, mein, dein, sein, ihr.

Bei den Possessiv-Artikeln „unser“ und „euer“ stellt sich allerdings das Problem, dass die Endung „-er“ recht stark maskulin konnotiert ist („der“, „jeder“, „Schüler“). Unser Vorschlag, um dies zu umgehen, sieht vor, das „r“ für die Grundform zu tilgen: unse, eue. Das passt auch dazu, dass im beliebtesten Substantiv-System die Substantive auf „-e“ enden. Die Formen „unse“ und „eue“ sind allerdings noch nicht in den Gruppen besprochen worden. In den anderen Kasus sollten sie dekliniert werden, als wäre das „r“ nicht getilgt: „unserers/unsererm/unserern“; „eurers/eurerm/eurern“. Andernfalls wären sie mit den umgangssprachlichen neutralen bzw. maskulinen Formen (z. B. „unserm“) identisch.

Bestimmter Artikel

Auch für den bestimmten Artikel hat sich nur eine Form qualifiziert: de. Das „e“ wird bei einem folgenden Substantiv normalerweise als e-Schwa gesprochen (wie das „e“ in „Beruf“). Bei Betonung des Artikels (d. h. als Demonstrativ-Artikel) ist eine lange Aussprache zu empfehlen (als würde es „dee“ geschrieben).

Diejenigen Relativ- und Demonstrativ-Pronomen, die bisher mit den jeweiligen Formen des bestimmten Artikels identisch sind, lauten auch im Inklusivum genauso wie der bestimmte Artikel:

Relativpronomen:
De Studente, de das geschrieben hat, verdient eine gute Note.
De Studente, derm ich eine gute Note gegeben habe, ist erleichtert.

Demonstrativpronomen:
Ich bin mir sicher, das de das getan hat und nicht de.
(Auch hier sollte das „e“ langgesprochen werden.)

Nur im Genitiv weichen die Formen bisher und im Inklusivum von den Artikelformen ab, denn es wird jeweils die Endung „-en“ angehängt: „deren“, „dessen“ – und entsprechend auch „dersen“:

De Studente, dersen Aufsatz ich benotet habe, ist erleichtert.
De Freunde von dir, de gestern hier war – ist das nicht dersen Jacke?

Jed-Paradigma

Im jed-Paradigma sind noch drei Grundformen im Rennen: „jed“, „jedet“ und „jedey“.

Grundform „jed“

Dies ist die beliebteste Grundform. Sie passt in ihrer Endungslosigkeit zur Grundform des ein-Paradigmas. Alle Grundformen des jed-Paradigmas lauten: jed, jen, jedwed, dies, welch, solch, manch.

Die Formen „dies“, „welch“, „solch“ und „manch“ existieren bereits so im Deutschen. Der Artikel „dies“ ist eine veraltende Kontraktion von „dieses“ (z. B. in „Dies Bildnis ist bezaubernd schön.“), könnte von manchen also als versächlichend empfunden werden. Die drei Formen, die auf „-ch“ enden, sind in dieser endungslosen Form in Artikelfunktion ebenfalls veraltend, treten allerdings in allen grammatischen Geschlechtern auf.

Eine weitere Problematik bei dieser Grundform besteht darin, dass bisher die Endungen der Artikel des jed-Paradigmas fast gänzlich mit denen der Artikelpronomen und der starken Deklination der Adjektive identisch sind. Bei diesen wäre die endungslose Form allerdings in einigen Fällen problematisch. Mehr dazu im Abschnitt „Adjektive und Artikelpronomen“.

Grundform „jedet“

Die Endung dieser Grundform ist am plattdeutschen Neutrum orientiert. Für einige können die Formen also versächlichend wirken. Sie lauten: jedet, jenet, jedwedet, dieset, welchet, solchet, manchet.

Grundform „jedey“

Diese Endung könnte durch das Pronomen „they“ motiviert werden, das im Englischen als geschlechtsneutrale Alternative zu „she“ und „he“ zunehmend Verbreitung findet. Der Diphthong „ey“ wird auch wie im englischen „they“ gesprochen, bzw. wie im deutschen „hey“. Die Formen des jed-Paradigmas lauten mit dieser Endung: jedey, jeney, jedwedey, diesey, welchey, solchey, manchey.

Deklination

Die Artikel des Deutschen werden nach den vier Kasus Nominativ (wer?), Genitiv (wessen?), Dativ (wem?) und Akkusativ (wen?) dekliniert. Folgende sechs Gesamtsysteme haben sich qualifiziert:

  • ein/einers/einerm/ein, de/ders/derm/de, jed/jeders/jederm/jed
  • ein/einers/einerm/einern, de/ders/derm/dern, jed/jeders/jederm/jedern
  • ein/einers/einerm/ein, de/ders/derm/de, jedet/jeders/jederm/jedet
  • ein/einers/einerm/einern, de/ders/derm/dern, jedet/jeders/jederm/jedern
  • ein/einers/einerm/ein, de/ders/derm/de, jedey/jeders/jederm/jedey
  • ein/einers/einerm/einern, de/ders/derm/dern, jedey/jeders/jederm/jedern

In der Haupt-Artikel-Umfrage wurden Grundformen mit unterschiedlichen Deklinationen abgefragt. Die Form des Genitivs und Dativs steht fest. Der Genitiv wird durch Anhängen der Endung „-ers“ an den Stamm des Artikels gebildet (einers, ders, jeders). Der Dativ durch Anhängen von „-erm“ (einerm, derm, jederm). Beide Endungen ergeben sich aus einer Kombination der jeweiligen femininen mit der neutralen bzw. maskulinen:

  • einer + eines —> einers
  • einer + einem —> einerm

Der Akkusativ wird bisher nur im Maskulinum vom Nominativ unterschieden: „der/des/dem/den“. Aus der Umfrage ist nicht hervorgegangen, ob mehr Leute dafür sind, den Akkusativ vom Nominativ zu unterscheiden oder beiden die gleiche Form zu geben. Im Falle einer Vier-Kasus-Unterscheidung erhält er die Endung „-ern“ (einern, dern, jedern), was nicht durch die Kombination der femininen mit der maskulinen Akkusativform motivierbar ist, sondern nur eine möglichst intuitive Weiterführung des Musters „r+Konsonsant“. Das „n“ ist von der maskulinen Akkusativform („einen“) genommen.

Adjektive und Artikelpronomen

Starke Deklination und Artikelpronomen

Wie bereits im Abschnitt „Grundform ‚jed‘“ eingeleitet, haben stark deklinierte Adjektive und Artikelpronomen im Deutschen bisher in fast allen Fällen die gleichen Endungen wie die Artikel des jed-Paradigmas. Adjektive werden stark dekliniert, wenn ihnen kein Artikel vorangeht, bspw. in Anreden („Lieber Herr Thomas“ vs. „der liebe Herr Thomas“) oder nach der Konjunktion „als“ („Diese Aufgabe wurde ihr als verantwortungsvoller Studentin übertragen.“ vs. „der verantwortungsvollen Studentin“). Mit „Artikelpronomen“ meinen wir solche Pronomen, die mit Artikeln des ein- und des jed-Paradigmas den gleichen Stamm teilen, bspw. „jeder“ in „Jeder sollte das wissen“ oder „einer“ in „Einer der Hunde ist meiner“.

In einem System mit der Grundform „jedey“ im jed-Paradigma würde also die Endung „-ey“ für die starke Deklination der Adjektive und die Artikelpronomen naheliegen: „Liebey Kim“, „Jedey sollte das wissen“. Analog dazu mit „jedet“: „Liebet Kim“, „Jedet sollte das wissen“.

Bisher sind stark deklinierte Adjektive und Artikelpronomen nie endungslos. In einem System mit der Grundform „jed“ im jed-Paradigma wäre das allerdings die naheliegendste Lösung. Somit würde es „Lieb Kim“, „Diese Aufgabe wurde dir als verantwortungsvoll Studente übertragen“ und „Jed sollte das wissen“ heißen. Besonders bei den Adjektiven wäre es bestimmt für viele gewöhnungsbedürftig, denn während es einsilbige Pronomen im Deutschen gibt, haben Adjektive in den betroffenen grammatischen Umgebungen immer eine Endung. Bei manchen Artikelpronomen besteht im Akkusativ sogar Verwechslungsgefahr mit dem Maskulinum, denn in normaler Aussprache ist „Das betrifft nur ein von uns beiden“ kaum bis gar nicht unterscheidbar von „Das betrifft nur einen von uns beiden“.

Eine Lösung für diese Probleme bestünde darin, für den Artikel zwar die endungslose Grundform („jed“) zu verwenden, für die Artikelpronomen und stark deklinierten Adjektive aber einheitlich die Endung „-et“ oder „-ey“ in der Grundform. Das würde zwar von der bisherigen Systematik des Deutschen abweichen, worunter die Erlernbarkeit leiden würde, wäre aber weniger problematisch als die endungslosen Adjektive und Artikelpronomen.

Gemischte Deklination

Schwache Deklination wird bei allen Artikeln verwendet, die eine Endung erhalten (s. Abschnitt „Schwache Deklination“). Nur Artikel des ein-Paradigmas im Nominativ des Neutrums und Maskulinums und im Akkusativ des Neutrums sind davon ausgenommen, denn sie sind endungslos: „eine nette Lehrerin“, aber „ein netter Lehrer“. In diesem Fall wird das Adjektiv stark dekliniert, erhält also die gleiche Endung wie die Grundform der Artikel des jed-Paradigmas.

Auch im Inklusivum sind die Artikel des ein-Paradigmas endungslos. Es stellt sich also die Frage, ob auch nach ihnen stark dekliniert werden soll oder lieber einheitlich schwach. Letzteres würde so aussehen: ein nette Lehrere, und klingt, als würde der maskuline bzw. neutrale Artikel mit der femininen Adjektiv-Form kombiniert werden, denn im Singular erhält das Adjektiv nach einem Artikel des ein-Paradigmas nur im Femininum die schwache Endung „-e“. Diese Kombination von endungslosem Artikel und schwach dekliniertem Adjektiv könnte daher auf einige geschlechtsneutral wirken. Es würde auch der Erlernbarkeit zugute kommen, denn dann müsste sich keine Extraregel für die Deklination von Adjektiven nach endungslosen Artikel gemerkt werden. Die etwas kompliziertere Lösung, die aber kohärenter mit der bisherigen Systematik der deutschen Deklination wäre, bestünde darin, die Endung der Grundform des jed-Paradigmas für Adjektive nach inklusivischen Artikeln des ein-Paradigmas zu verwenden. Bei der Grundform „jedet“ sähe das so aus: ein nettet Lehrere, bei „jedey“ so: ein nettey Lehrere.

Nur bei „jed“ ist es weniger eindeutig. Wenn wir, wie im Abschnitt „Starke Deklination und Artikelpronomen“ vorgeschlagen, die Artikelform „jed“ mit der starken Adjektivendung „-et“ oder „-ey“ paaren, sollte diese verwendet werden: „ein nettet Lehrere“ bzw. „ein nettey Lehrere“. Wenn allerdings, streng nach der bisherigen Systematik, die stark deklinierten Adjektive die gleiche Endung erhalten wie die Artikel des jed-Paradigmas – also hier: gar keine –, dann müssten auch Adjektive nach „ein“ endungslos sein: ein nett Lehrere. Genau wie in „Lieb Kim“ oder „dir als verantwortungsvoll Studente“ würde das endungslose Adjektiv auf viele aber sehr unnatürlich wirken.

Auch zu bedenken ist, dass es in einem System mit endungslosem „jed“ naheliegen würde, nach diesem, genau wie nach „ein“, stark zu deklinieren. Also „jed nettet Lehrere“, „jed nettey Lehrere“ oder „jed nett Lehrere“. Da aber bisher nach Artikeln des jed-Paradigmas immer schwach dekliniert wird, fühlt es sich wohl für die meistern natürlicher an, auch hier die schwache Deklination zu verwenden: „jed nette Lehrere“. Das wäre ein weiterer Grund, dies auch nach den endungslosen Artikeln des ein-Paradigmas zu tun.

Schwache Deklination

Folgt ein Adjektiv einem Artikel mit Endung, wird es schwach dekliniert. Die schwache Endung lautet im Nominativ durchgehend „-e“: „der nette Lehrer“, „die nette Lehrerin“. Im Genitiv und Dativ „-en“: „des netten Lehrers“, „dem netten Lehrer“, „der netten Lehrerin“. In diesen drei Kasus können die schwachen Endungen also einheitlich für das Inklusivum übernommen werden. Der Akkusativ lautet wie im Nominativ auf „-e“ aus, wenn auch der Akkusativ des Artikels mit dem Nominativ identisch ist. Das ist nur im Maskulinum nicht der Fall, und dort endet das schwache Adjektiv auf „-en“: „die nette Lehrerin“, aber „den netten Lehrer“. Je nachdem, ob sich für die inklusivischen Artikel eine Akkusativ-Unterscheidung durchsetzt oder nicht, wird also der Akkusativ der schwachen Deklination der Adjektive entweder „-en“ enden (dern netten Lehrere) oder auf „-e“ (de nette Lehrere).