Auf dieser Seite stellen wir die Artikelformen und Adjektiv-Endungen entsprechend dem jetzigen Stand der Konsensfindung vor. Zu dieser Konsensfindung haben die erste öffentliche Umfrage, drei Umfragen zu den Artikeln (Vorumfrage, Hauptumfrage, Nachumfrage) sowie zwei Umfragen zu starken Endung (nach Anwendungskontexten, Gesamtsystem) beigetragen.
Bei den Artikeln gibt es drei Gruppen:
- der bestimmte Artikel: der/die/das
- das ein-Paradigma, zu dem der unbestimmte Artikel (ein(e)) gehört, aber auch kein(e) sowie die Possessivartikel (mein(e), sein(e), ihr(e), unser(e) usw.)
- das jed-Paradigma, zu dem außer jede(r/s) auch diese(r/s), welche(r/s), jene(r/s) usw. gehören
Es gibt im Deutschen des Weiteren Pronomen, die einen Stamm mit Artikeln des ein- und des jed-Paradigmas teilen, und deren Endung mit den Endungen des jed-Paradigmas übereinstimmen. Wir nennen sie „Artikelpronomen“ und behandeln sie auf dieser Seite zusammen mit den Artikeln des jed-Paradigmas. Außerdem behandeln wir auf dieser Seite auch Relativ- und Demonstrativ-Pronomen, da diese in der Grundform mit dem bestimmten Artikel identisch sind.
Bestimmter Artikel
Die einzige Grundform des bestimmten Artikels, die sich qualifiziert hat, lautet de. Das e wird bei einem folgenden Substantiv normalerweise als e-Schwa gesprochen (wie das e in Beruf). Bei Betonung des Artikels (d. h. als Demonstrativ-Artikel) ist eine lange Aussprache zu empfehlen (als würde es „dee“ geschrieben).
Die Artikel des Deutschen werden nach den vier Kasus Nominativ (wer?), Genitiv (wessen?), Dativ (wem?) und Akkusativ (wen?) dekliniert. In der Haupt-Artikel-Umfrage wurden Grundformen mit unterschiedlichen Deklinationen abgefragt. Die Form des Genitivs und Dativs steht fest: Der Genitiv wird durch Anhängen der Endung ‑ers an den Stamm des Artikels gebildet: ders. Der Dativ durch Anhängen von ‑erm: derm. Beide Endungen ergeben sich aus einer Kombination der jeweiligen femininen mit der neutralen bzw. maskulinen Form:
- der + des —> ders (z. B. der Schülerin, des Schülers, ders Schülere)
- der + dem —> derm (z. B. der Schülerin, dem Schüler, derm Schülere)
Der Akkusativ wird bisher nur im Maskulinum vom Nominativ unterschieden: der/des/dem/den. Aus der Umfrage ist nicht hervorgegangen, ob mehr Leute dafür sind, den Akkusativ vom Nominativ zu unterscheiden oder beiden die gleiche Form zu geben. Im Falle einer Vier-Kasus-Unterscheidung erhält er die Endung ‑ern (dern), was nicht durch die Kombination der femininen mit der maskulinen Akkusativform motivierbar ist, sondern nur eine möglichst intuitive Weiterführung des Musters „r+Konsonsant“. Das n ist von der maskulinen Akkusativform (den) genommen.
Ein-Paradigma
Auch für das ein-Paradigma hat sich nur eine Form qualifiziert: ein. Diese ist mit der neutralen und der maskulinen Form identisch (ein Haus, ein Löwe). Also lauten die Grundformen der Artikel des ein-Paradigmas: ein, kein, mein, dein, sein, ihr.
Dekliniert werden die Artikel des ein-Paradigmas genau wie der bestimmte: ein, einers, einerm und im Akkusativ entweder ein oder einern.
Bei den Possessiv-Artikeln unser und euer stellt sich allerdings das Problem, dass die Endung ‑er recht stark maskulin konnotiert ist (der, jeder, Schüler). Unser Vorschlag, um dies zu umgehen, sieht vor, das r für die Grundform zu tilgen: unse, eue. Das passt auch dazu, dass im beliebtesten Substantiv-System die Substantive auf ‑e enden. Die Formen unse und eue sind allerdings noch nicht in den Gruppen besprochen worden. In den anderen Kasus sollten sie dekliniert werden, als wäre das r nicht getilgt: unserers/unsererm/unserern; eurers/eurerm/eurern. Andernfalls wären sie mit den umgangssprachlichen neutralen bzw. maskulinen Formen (z. B. unserm) identisch.
Jed-Paradigma und Artikelpronomen
Im jed-Paradigma sind noch vier Grundformen im Rennen: jedey, jedere, jedre und jed. Im Genitiv und Dativ lauten sie alle jeders bzw. jederm, im Akkusativ jedern oder wie im Nominativ. Analog dazu werden auch die Artikelpronomen gebildet, z. B. einey/einere/einre/ein von uns beiden.
Grundform jedey
Die Endung -ey könnte durch das Pronomen they motiviert werden, das im Englischen als geschlechtsneutrale Alternative zu she und he zunehmend Verbreitung findet. Der Diphthong ey wird wie im englischen they gesprochen, bzw. wie im deutschen hey!. Die Formen des jed-Paradigmas lauten mit dieser Endung: jedey, jeney, jedwedey, diesey, welchey, solchey, manchey.
Grundform jedere
Diese Endung kann als Verschmelzung der maskulinen und femininen Form angesehen werden. Die Formen des jed-Paradigmas lauten mit dieser Endung: jedere, jenere, jedwedere, diesere, welchere, solchere, manchere.
Grundform jedre
Auch diese Form kann als Verschmelzung der maskulinen und femininen Form angesehen werden. Die Formen des jed-Paradigmas lauten mit dieser Endung: jedre, jenre, jedwedre, diesre, welchre, solchre, manchre.
Im Vergleich zu jedere wird bei jedre eine Silbe eingespart, andererseits kommt es dadurch auch zu schwerer aussprechbaren Formen wie welchre und diesre. Es wäre auch denkbar, beide Endungen -ere und -re im System vorzusehen, sodass jede Person entsprechend der eigenen Präferenz eine dieser beiden Formen wählen kann.
Grundform jed
Diese Grundform passt in ihrer Endungslosigkeit zur Grundform des ein-Paradigmas. Alle Grundformen des jed-Paradigmas lauten: jed, jen, jedwed, dies, welch, solch, manch.
Die Formen dies, welch, solch und manch existieren bereits so im Deutschen. Die Form dies ist eine Kontraktion von dieses, könnte von manchen also als versächlichend empfunden werden. Die drei Formen, die auf ‑ch enden, treten in dieser endungslosen Form in Artikelfunktion in allen grammatischen Geschlechtern auf. Die Formen jed, jen und jedwed gibt es so noch nicht im Deutschen.
Bei manchen Artikelpronomen besteht im Akkusativ eine Verwechslungsgefahr mit dem Maskulinum, denn in normaler Aussprache ist „Das betrifft nur ein von uns beiden“ kaum bis gar nicht unterscheidbar von „Das betrifft nur einen von uns beiden“.
Eine weitere Problematik bei dieser Grundform besteht darin, dass die Endungen der Artikel des jed-Paradigmas bisher fast gänzlich mit denen der starken Deklination der Adjektive identisch sind. Bei diesen wirkt die endungslose Form in vielen Fällen unnatürlich, z. B. „Hen hat als erstey deutschey Sängere diesen Preis gewonnen.“ Mehr dazu im Abschnitt „Adjektive“.
Adjektive
Nach Artikeln
Folgt ein Adjektiv einem Artikel mit Endung, wird es schwach dekliniert. Die schwache Endung lautet im Nominativ durchgehend ‑e: „der nette Lehrer“, „die nette Lehrerin“. Im Genitiv und Dativ ‑en: „des netten Lehrers“, „dem netten Lehrer“, „der netten Lehrerin“. In diesen drei Kasus können die schwachen Endungen also einheitlich für das Inklusivum übernommen werden. Der Akkusativ lautet wie im Nominativ auf ‑e aus, wenn auch der Akkusativ des Artikels mit dem Nominativ identisch ist. Das ist nur im Maskulinum nicht der Fall, und dort endet das schwache Adjektiv auf ‑en: „die nette Lehrerin“, aber „den netten Lehrer“. Je nachdem, ob sich für die inklusivischen Artikel eine Akkusativ-Unterscheidung durchsetzt oder nicht, wird also der Akkusativ der schwachen Deklination der Adjektive entweder ‑en enden (dern netten Lehrere) oder auf ‑e (de nette Lehrere).
Folgt ein Adjektiv einem endungslosen Artikel, wird es bisher immer stark dekliniert, also wie im nächsten Abschnitt beschrieben. Im Inklusivum bietet es sich allerdings auch an, alle Adjektive, die nach Artikeln stehen, schwach zu deklinieren, egal ob der Artikel endungslos ist oder nicht: ein nette Lehrere. Dies klingt, als würde der maskuline bzw. neutrale Artikel mit der femininen Adjektiv-Form kombiniert werden, wodurch der Gesamtausdruck geschlechtsneutral wirkt. Dieser Vorschlag war in unserer diesbezüglichen Umfrage eindeutig beliebter als die Vorschläge, die eine starke Deklination nach einem endungslosen Artikel vorsahen. Dies kommt auch der Erlernbarkeit des Systems zugute, denn dadurch muss sich keine Extraregel für die Deklination von Adjektiven nach endungslosen Artikel beachtet werden.
Ohne vorangehenden Artikel
Adjektive werden stark dekliniert, wenn ihnen kein Artikel vorangeht, bspw. in Anreden („Lieber Herr Thomas“ vs. „der liebe Herr Thomas“) oder nach der Konjunktion als („Als langjähriger Aktivist hat er viel Erfahrung.“ vs. „der langjährige Aktivist“).
Wie bereits im Abschnitt „Grundform jed“ erwähnt, haben stark deklinierte Adjektive und Artikelpronomen im Deutschen bisher in fast allen Fällen die gleichen Endungen wie die Artikel des jed-Paradigmas.
In einem System mit der Grundform jedey im jed-Paradigma würde also die Endung ‑ey für die starke Deklination der Adjektive naheliegen: „Liebey Kim“, „Als langjährigey Aktiviste hat hen viel Erfahrung“, „Als Vorsitzendey unseres Vereins durfte hen das entscheiden.“
Die Endung -ere kommt bei Adjektiven schon in der Komparativform vor. z. B. das ältere Kind. Dieselbe Endung ohne komparative Semantik im Inklusivum zu verwenden könnte daher zu Verwirrungen führen. Wenn -ere für das jed-Paradigma und die Artikelpronomen verwendet wird, bietet es sich daher an, bei den Adjektiven im Nominativ allgemein die Endung -e verwenden, außer in den eher seltenen Kontexten, in denen der gesamte Ausdruck mit einem femininen Ausdruck verwechselt werden könnte (z. B. bei Anreden und substantivierten Adjektiven), wobei in diesen Kontexten auf -ere ausgewichen werden könnte: Also einerseits „Als langjährige Aktiviste hat hen viel Erfahrung“, andererseits „Liebere Kim“ und „Als Vorsitzendere unseres Vereins durfte hen das entscheiden.“ Eine andere Möglichkeit wäre, die Endug -ere bei den Adjektiven gänzlich zu vermeiden, indem endungslose Anreden (Lieb Kim) verwendet werden und artikellose substantivierte Adjektive durch Ergänzung eines passenden Artikels vermieden werden: „Als de Vorsitzende unseres Vereins durfte hen das entscheiden.“
Bei der Endung -re könnte es in der gesprochenen Sprache auch zu Verwechslungen mit der Komparativform kommen, aber zumindest in der Schriftform wäre die Form eindeutig. Hier scheint es sinnvoll, bei allen Adjektiven, bei denen -e zu einer Verwechslung mit dem Femininum führen würde, -re zu verwenden: „Liebre Kim“; „Als Vorsitzendre unseres Vereins durfte hen das entscheiden.“
Bei der oben schon einmal erwähnten Idee eines Systems, in dem sowohl -ere als auch -re im System vorgesehen sind, könnte es sich anbieten, bei den Artikeln des jed-Paradigmas und den Artikelpronomen -ere zu bevorzugen, bei den Adjektiven hingegen wegen der Komparativproblematik -re den Vorzug zu geben.
Bisher sind stark deklinierte Adjektive nie endungslos. Die Idee, im Inklusivum trotzdem endungslose stark deklinierte Adjektive zuzulassen, war in den beiden Umfragen zur starken Endung ziemlich unbeliebt, außer im Falle von Anreden wie „Lieb Kim“ und „Sehr geehrt Kim Müller“. Daher bietet es sich in einem System mit der Grundform jed im jed-Paradigma an, bei den Adjektiven außerhalb von Anreden im Nominativ immer die Endung -e zu verwenden (z. B. „Als langjährige Aktiviste hat hen viel Erfahrung“) und bei substantivierten Adjektiven gegebenenfalls ein Artikel zu ergänzen: „Als de Vorsitzende unseres Vereins durfte hen das entscheiden.“
Relativ- und Demonstrativ-Pronomen
Es gibt noch zwei weitere Pronomen, die den Stamm mit einem Artikel teilen: die Relativ- und Demonstrativ-Pronomen der/die/das. Auch im Inklusivum ist die Grundform des bestimmten Artikels mit der Grundform dieser Pronomen identisch: de.
Relativpronomen:
De Studente, de das geschrieben hat, verdient eine gute Note.
De Studente, derm ich eine gute Note gegeben habe, ist erleichtert.
Demonstrativpronomen:
Ich bin mir sicher, das de das getan hat und nicht de.
(Auch hier sollte das e langgesprochen werden.)
Nur im Genitiv weichen die Formen bisher und im Inklusivum von den Artikelformen ab, denn es wird jeweils die Endung ‑en angehängt: deren, dessen – und entsprechend auch dersen:
De Studente, dersen Aufsatz ich benotet habe, ist erleichtert.
De Freunde von dir, de gestern hier war – ist das nicht dersen Jacke?
Der Begriff „Artikelpronomen“ würde zwar auch zu diesen Pronomen passen, doch sie werden ganz anders dekliniert als diejenigen, die einen Stamm mit Artikeln des ein- und des jed-Paradigmas teilen. Um also Verwirrung zu vermeiden, führen wir sie hier gesondert auf und bezeichnen sie nicht als „Artikelpronomen“.