Hinweis: Das Del-On-Sel-System ist ein ehemaliger Vorschlag für ein Gesamtsystem für das Inklusivum. Da die darin vorgeschlagenen Grundformen „del“ und „einel“ für die Artikel sowie das Pronomen „sel“ und die Substantiv-Endung „-on“ in der öffentlichen Umfrage zu geschlechtsneutrale Grundformen von Januar bis Februar 2021 weniger beliebt waren, haben wir uns entschieden, diese Formen bei der Entscheidungsfindung für die Formen des Inklusivums nicht mehr zu berücksichtigen und dementsprechend diesen Vorschlag nicht mehr zu bewerben. Das De-e-System ist das aktuell beworbene Gesamtsystem, dessen Formen durch umfragebasierte Konsensbildung festgelegt wurden. Diese Seite ist nur noch aus Archivierungsgründen aufrufbar.
Im Del-On-Sel-System werden geschlechtsneutrale Substantive mit der Endung -on gebildet, wobei das o lang ausgesprochen wird, da diese Endung in Anlehnung an das Wort Person geschaffen wurde. Der dazugehörige geschlechtsneutrale Artikel lautet del:
- del Lehreron
- del Schüleron
- del Professoron
- del Kollegon
- del Freundon
Die Betonung liegt hierbei immer auf derselben Silbe wie bei der femininen Form, z.B. auf der ersten Silbe im Fall von Lehreron.
Das dazugehörige geschlechtsneutrale Pronomen lautet sel. Alle geschlechtsneutralen Formen zusammen bilden einen neuen grammatikalischen Genus, der Inklusivum genannt wird. Die folgende Tabelle und die darauf folgenden Beispiele zeigen auf, wie die neuen inklusivischen Formen in den verschiedenen grammatikalischen Fällen dekliniert werden:
Nominativ | del gutel Lehreron | einel gutel Lehreron | sel |
Genitiv | derl guten Lehreron | einerl guten Lehreron | serl |
Dativ | derl guten Lehreron | einerl guten Lehreron | serl |
Akkusativ | del gutel Lehreron | einel gutel Lehreron | sel |
Wie sich leicht erkennen lässt, werden die Artikel del und einel sowie die Adjektive im Inklusivum ähnlich wie im Femininum dekliniert, nur dass immer ein -l an die femininen Endungen -e und -er angehängt wird. Die Deklination des Pronomens sel orientiert sich dabei an der Deklination von del. Weitere Details zur Deklination verschiedener Wörter finden sich in den Deklinationstabellen des Del-On-Sel-Systems.
Die Plural-Form der Substantive wird durch Anhängen von -en gebildet: die Lehreronen, die Kollegonen usw.
Hier einige Beispielsätze:
- Del Lehreron gibt derl Schüleron das Buch.
- Sel gibt serl das Buch.
- Das Buch meinerl Professoron ist interessant.
- Kennst Du eigentlich meinel Freundon Kim?
- Ja, ich kenne sel schon.
- Und kennst Du auch serlel Kollegon Andrea?
- Nein, ich glaub nicht, dass ich sel schon kennengelernt habe.
- Ich kenne aber schon viele andere Kollegonen von Kim.
- Bei uns ist jedel willkommen!
Das Pronomen jemand ist zwar semantisch schon geschlechtsneutral, hat aber im Genitiv, Dativ und Akkusativ maskuline Endungen: jemand/jemandes/jemandem/jemanden. Im Del-On-Sel-System bietet es sich an, im Genetiv und Dativ die inklusivische Endung -erl zu verwenden: jemand/jemanderl/jemanderl/jemand.
Beim Thema Pronomen sollte auch noch etwas zu dem Wort man angemerkt werden: Obwohl dieses Wort semantisch immer geschlechtsneutral war, führt seine Ähnlichkeit zum Wort Mann bei manchen Menschen zu Unbehagen, weswegen einige Personen auch schon Alternativen wie frau und mensch bevorzugen. Die Alternative mensch ist eigentlich schon sehr gut, aber im Del-On-Sel-System bietet es sich auch an, das Wort einel im Sinne von man zu verwenden. Es ist nämlich sowieso schon so, dass das Wort man im Dativ und im Akkusativ durch das Pronomen einem bzw. einen ersetzt wird. Es bietet sich also an, auch im Nominativ dieses Pronomen zu verwenden, aber natürlich in der geschlechtsneutralen Form einel. Mit der Zeit wird es sich zeigen, ob sich einel oder mensch durchsetzen wird.
Die Endung -on kann bei allen Substantiven verwendet werden, bei denen die Grundform maskulin ist und die feminine Form durch Anhängen von -in gebildet wird. Es gibt aber auch noch andere Arten von Substantiven mit geschlechtsspezifischer Bedeutung. Im Folgenden wird erklärt, wie mit diesen weiteren Substantiven im Del-On-Sel-System umgegangen werden kann.
Wir haben im Deutschen ein paar geschlechtsneutrale Personenbezeichnungen, die im allgemeinen Sprachgebrauch nur im Plural verwendet werden, z.B. Eltern, Geschwister, Leute, Eheleute, Kaufleute. Bei den ersten beiden haben sich in Fachtexten von Genetikern und Verhaltensforschern schon die Singularformen das Elter und das Geschwister etabliert, und diese könnten ähnlich wie einst das englische Wort sibling aus der Fachsprache in den allgemeinen Sprachgebrauch übernommen werden, wobei es dann auch möglich sein sollte, sie im Inklusivum als del Elter und del Geschwister zu verwenden. Bei Leute, Eheleute, Kaufleute usw. ist es analog dazu möglich, del Leut als geschlechtsneutrale Entsprechung zu Mann/Frau, del Eheleut als Entsprechung zu Ehemann/Ehefrau und del Kaufleut als geschlechtsneutrale Entsprechung zu Kaufmann/Kauffrau zu verwenden. Wahrscheinlich wird es sich aber eher durchsetzen, Person bzw. Erwachsenel als Alternativen für Mann/Frau zu verwenden, Ehepartneron als Alternative zu Ehemann/Ehefrau, und Kaufperson als Alternative zu Kaufmann/Kauffrau.
Die Möglichkeit, statt das Elter und das Geschwister die inklusivischen Formen del Elter und del Geschwister zu verwenden, soll analog auch für alle schon existierenden geschlechtsneutralen Personenbezeichnungen möglich sein, so das einel anstatt die Person, der Mensch und das Kind auch del Person, del Mensch und del Kind nutzen kann, wenn einel diese systematische Verwendung des Inklusivums gegenüber der traditionellen Verwendungsweise dieser Wörter bevorzugt.
Bei Verwandtschaftsbezeichnungen sind die weibliche und die männliche Form meistens unabhängige Wörter, z.B. Tochter/Sohn. In diesen Fällen lässt sich eine geschlechtsneutrale Form durch Verschmelzung der existierenden Formen bilden: del Sochter (von Tochter/Sohn), del Niffe (von Nichte/Neffe) und del Tonke (von Tante/Onkel). Bei den durch Verschmelzung gebildeten Verwandtschaftsbezeichnungen wird auch der Plural durch Verschmelzung der männlichen und weiblichen Pluralform gebildet: die Söchter (von Töchter/Söhne), die Niffen (von Nichten/Neffen) und die Tonken (von Tanten/Onkel). Bei Cousine/Cousin bietet sich eine Verwendung der Endung -on an: del Couson (wobei ich das wie Person auf der zweiten Silbe betonen würde), im Plural die Cousonen.
Zusätzlich zu den schon genannten Substantiven gibt es noch einige Sonderfälle, für die ich auch Vorschläge habe:
- Auch wenn die feminine Form eine unregelmäßig Endung hat, kann die Endung -on an den Wortstamm angehängt werden, um eine geschlechtsneutrale Form zu schaffen: del Prinzon
- Für die geschlechtsneutrale formale Anrede bietet es sich an, statt Herr oder Frau das Wort Person zu verwenden, z.B. Person Müller statt Herr Müller oder Frau Müller.
- Statt Junge/Mädchen kann einel meistens einfach Kind sagen. Da aber Junge und Mädchen umgangssprachlich manchmal auch für junge Erwachsene verwendet werden, und außerdem bei Jugendlichen gebräuchlicher als Kind sind, ist auch eine geschlechtsneutrale Form zu Junge/Mädchen wünschenswert. Manche Leute benutzen im Plural Kids mehr oder weniger in derselben Bedeutung wie Jungen und Mädchen, so dass es sich anbietet, del Kid als geschlechtsneutrale Alternative zu Junge/Mädchen zu verwenden.
- Als geschlechtsneutrale Alternative zu Mama/Papa schlage ich Baba vor. Ähnlich kann mensch Babi, Oba und Obi als geschlechtsneutrale Alternativen zu Mami/Papi, Oma/Opa und Omi/Opi verwenden
- Bei Hundehalteronen empfiehlt es sich statt Frauchen und Herrchen die geschlechtsneutrale Form Halteron zu verwenden. Wem es mehr gefällt, eine Alternative mit der Endung -chen zu haben, kann auch Persönchen oder Leutchen sagen.
- Geschlechtsneutrale Alternative zu Nonne/Mönch: Mönne
- Geschlechtsneutrale Alternative zu Witwe/Witwer: Witwon
- Geschlechtsneutrale Alternativen zu Amme und Hebamme: Ammon und Hebammon
Die Idee hinter dem Del-On-Sel-System ist es, neue Ausdrucksmöglichkeiten für die geschlechtsneutrale Benennung von Personen einzuführen, um es jenen Deutschsprachigen, die sich in manchen Kontexten gerne geschlechtsneutral ausdrücken wollen, zu ermöglichen, dies auf eine Weise zu tun, die auch in der gesprochenen Sprache problemlos funktioniert. Unberührt von diesen Erneuerungen bleiben dabei natürlich Substantive, die nicht Personen bezeichnen, wie der Tisch, die Liebe und das Buch. Und wenn einel das Geschlecht einer Person erwähnen will, wird einel dafür natürlich weiterhin die traditionellen Formen verwenden, so dass diese Formen auch unter den Anhängeronen des Del-On-Sel-Systems weiter existieren werden. Bezüglich der Frage, wann einel die geschlechtsneutralen Neuformen verwendet und wann einel bei den traditionellen geschlechtsspezifischen Formen bleibt, wird es unter den verschiedenen Nutzeronen des Del-On-Sel-Systems sicher verschiedene Ansätze geben, entsprechend der verschiedenen Ideen dazu, wann es sinnvoll ist und wann es nicht sinnvoll ist, das Geschlecht explizit zu erwähnen. Das Del-On-Sel-System schreibt hier nichts vor, sondern erschafft nur sprachliche Möglichkeiten und erzeugt damit mehr sprachliche Flexibilität.
Im Folgenden wird das Del-On-Sel-System an einem kurzen Textfragment veranschaulicht:
Christie Elan-Cane ist einel nicht-binärel Aktiviston aus Großbritannien, del sich für die Rechte nicht-binärer Personen einsetzt. Auf Englisch verwendet sel das Pronomen „per“. Sel hat sich durch serlen Aktivismus zum Beispiel erfolgreich für das Recht eingesetzt, sich für den Zugang zum britischen Gesundheitssystem weder als männlich noch als weiblich identifizieren zu müssen. Serle Versuche, auf serlem Pass den Eintrag X statt F oder M beim Geschlecht führen zu dürfen, waren bis jetzt nicht erfolgreich, haben aber in Großbritannien zu einem verstärkten Bewusstsein über die rechtliche Benachteiligung nicht-binärer Personen geführt. Über serle Diskriminierungserfahrung hat sel in einem Interview gesagt: „Eines der schlimmsten Dinge war, dass ich als Architekton meines eigenen Unglücks wahrgenommen wurde und nicht als Opfer von Diskriminierung.“
Den zitierten Satz hat Elan-Cane natürlich auf Englisch formuliert und dabei das Englische Wort „architect“ verwendet. Dies lässt sich aber in diesem Kontext nicht in traditionelles Deutsch übersetzen, ohne den Sinn des Satzes zu entstellen und selber an der von Elan-Cane angeprangerten Diskriminierung teilzunehmen. Während das Gender-Sternchen (Architekt*in) hier eine schriftsprachliche Lösung gibt, ermöglicht das Del-On-Sel-Systems erstmals eine leicht aussprechbare Lösung.
Um den Gebrauch des Del-On-Sel-Systems an noch längeren Texten zu veranschaulichen, gibt es eine Seite über bekannte nicht-binäre Personen.
In der Anfangsphase könnte das Del-On-Sel-System auch in Kombination mit dem Gender-Sternchen verwendet werden (z.B. „Sel* ist ein*el gut*el Lehrer*on“), damit jene Leseronen, die das Del-On-Sel-System noch nicht kennen, aber das Gender-Sternchen schon kennen, verstehen können, dass der verwendete Ausdruck geschlechtsneutral ist. Beim Vorlesen sollte dieses Sternchen die Aussprache nicht beeinflussen. Und sobald das Del-On-Sel-System bekannter ist, können die Sternchen weggelassen werden, ohne dass sich an der Geschlechtsneutralität der Ausdrücke etwas ändert.
Da die Notwendigkeit eines geschlechtsneutralen Pronomens und geschlechtsneutraler Substantive mittlerweile auch von vielen anerkannt wird, denen die Einführung neuer Artikel und Adjektiv-Endungen zu radikal ist, lassen sich das Pronomen sel und die Endung -on auch in ein sprachlich konvervativeres System integrieren, bei dem die neuen geschlechtsneutralen Substantive in Anlehnung an das Wort Person grammatikalisch dem Femininum zugeordnet werden, z.B. die Lehreron, wobei die Bedeutung genauso wie bei die Person geschlechtsneutral bleibt. Diese Variante kann als Die-On-Sel-System bezeichnet werden. Bei den Pluralformen wie die Lehreronen und bei dem geschlechtsneutralen Pronomen sel gibt es keinen Unterschied zwichen Del-On-Sel-System und Die-On-Sel-System.