Ergebnisse der Umfrage zu Artikelsystemen (Dezember 2021)

Vom 8.12. bis zum 19.12.2021 haben wir innerhalb unserer Diskussionsforen eine Umfrage durchgeführt, um zu ermitteln, welche Vorschläge für Gesamtsysteme geschlechtsneutraler Artikel am beliebtesten sind.

Die drei beliebtesten Gesamtsysteme, die sich für die weitere Arbeit qualifiziert haben, lauten wie folgt:

  • ein/de/jed
  • ein/de/jedet
  • ein/de/jedey

Die Umfrage

Bei der vorherigen Artikel-Umfrage hatten sich 14 Gesamtsysteme für die nächste Runde qualifiziert:

  • ein/de/jed
  • ein/de/jedey
  • ein/de/jedet
  • ein/dey/jedey
  • ein/det/jedet
  • einey/de/jedey
  • einey/dey/jedey
  • eint/de/jed
  • eint/de/jedet
  • eint/det/jedet
  • einet/de/jedet
  • einet/det/jedet
  • eine/de/jede
  • eins/de/jed

Wie bei der Auswertung der vorherigen Artikel-Umfrage erläutert, wurde die Deklination in dieser Umfrage außen vor gelassen. Es ging also nur darum, welche Kombination der Grundformen des ein-Paradigmas, des bestimmten Artikels und des jed-Paradigmas am sinnvollsten ist.

Jede der 14 zur Auswahl stehenden Kombinationen wurde durch einen Beispielsatz der folgenden Form veranschaulicht: „Mein Dozente ist de Leitere einer LGBTQ-AG, die jed Studente der Uni besuchen kann.“

Vor der Umfrage haben wir die wichtigsten Argumente, die während der Diskussion für oder gegen die verschiedenen Vorschläge vorgebracht wurden, zu einer Pro-Contra-Liste zusammengetragen, auf die wir in der Einleitung der Umfrage verwiesen haben.

Die Ergebnisse

Die Teilnehmerne konnten jeden Vorschlag mit einer Note von 1 bis 6 bewerten, wobei erläutert wurde, dass 1 „sehr gut“, 4 „gerade so akzeptabel“ und 6 „sehr schlecht“ bedeutet.

Es haben 34 Personen teilgenommen. In der folgenden Graphik wird die Durchschnittsnote und Streuung der 14 Vorschläge dargestellt:

Durchschnittsnoten und Streuung der 14 Vorschläge

Die beliebtesten Vorschläge sind ein/de/jed (Durchschnittsnote 2,9), ein/de/jedet (3,2) und ein/de/jedey (3,3). Die restlichen Vorschläge haben Durchschnittsnoten im Bereich 3,6 bis 4,2.

Ähnlich wie bei früheren Umfragen betrachten wir auch, wie hoch die Akzeptanzrate für die verschiedenen Vorschläge war, also welcher Anteil der abgegebenen Noten zu einem Vorschlag im Notenbereich 1–4 lag:

Akzeptanzrate der 14 Vorschläge

Auch hier sind wieder ein/de/jed (94 %), ein/de/jedet (91 %) und ein/de/jedey (79 %) an den ersten drei Stellen, wohingegen die Reihenfolge der weniger beliebten Vorschläge eine andere ist als bei den Durchschnittsnoten.

Die Datei mit den Rohdaten und den im nächsten Abschnitt erläuterten statistischen Auswertungen lässt sich hier herunterladen.

Statistische Analyse der Ergebnisse

Wir wollen die Ergebnisse dieser Umfrage dafür verwenden, um die beliebtesten Vorschläge für die weitere Entscheidungsfindung auszuwählen und die weniger beliebten herauszufiltern. Der Schnitt zwischen den weiter zu betrachtenden und den herauszufilternden Vorschlägen sollte möglichst systematisch gemacht werden, um Willkür zu vermeiden. Wie schon bei der Substantivumfrage, der Artikel-Vorumfrage und der Artikel-Umfrage verwenden wir zu diesem Zweck eine Likelihood-Analyse, bestimmen also für jeden Vorschlag die wahrscheinlichkeitstheoretische Plausibilität dafür, dass dieser Vorschlag unter allen an diesem Thema interessierten Deutschsprachigen am beliebtesten ist (also die höchste Durchschnittsnote hätte, wenn wir alle interessierten Personen befragen könnten). Die Methodik wird im Artikel zur Substantivumfrage erläutert. Dabei sind die folgenden Werte herausgekommen:

ein/de/jed75,6 %
ein/de/jedet14,6 %
ein/de/jedey8,3 %
eine/de/jede0,6 %
eins/de/jed0,4 %
ein/dey/jedey0,2 %
einet/de/jedet0,2 %
alle anderen Vorschläge (sieben weitere)jeweils unter 0,1 %

Wenn wir wie bei den früheren Umfragen den Schnitt zwischen qualifizierten und ausgeschiedenen Vorschlägen so setzen, dass die Irrtumswahrscheinlichkeit unter 5 % liegt, dann haben sich nur die drei beliebtesten Vorschläge ein/de/jed, ein/de/jedet und ein/de/jedey qualifiziert. Dies passt auch gut damit zusammen, dass diese drei Vorschläge diejenigen mit der höchsten Akzeptanzrate sind.

Fazit

Auf Grundlage der Ergebnisse dieser Umfrage erscheint es uns sinnvoll, nur noch die drei Vorschläge ein/de/jed, ein/de/jedet und ein/de/jedey bei der weiteren Arbeit zu einem konsensbasierten System für geschlechtsneutrales Deutsch zu betrachten. Damit hätten wir für den bestimmten und den unbestimmten Artikel schon eine Entscheidung. Mit den Ergebnissen zur Deklination der Artikel aus der letzten Umfrage sind dadurch noch insgesamt sechs Systeme für die Deklination der geschlechtsneutralen Artikel im Rennen:

  • ein/einers/einerm/ein, de/ders/derm/de, jed/jeders/jederm/jed
  • ein/einers/einerm/einern, de/ders/derm/dern, jed/jeders/jederm/jedern
  • ein/einers/einerm/ein, de/ders/derm/de, jedet/jeders/jederm/jedet
  • ein/einers/einerm/einern, de/ders/derm/dern, jedet/jeders/jederm/jedern
  • ein/einers/einerm/ein, de/ders/derm/de, jedey/jeders/jederm/jedey
  • ein/einers/einerm/einern, de/ders/derm/dern, jedey/jeders/jederm/jedern

In der weiteren Arbeit werden wir jetzt zuerst das geschlechtsneutrale Personalpronomen und seine Deklination betrachten. Danach werden wir die starken Adjektiv-Endungen thematisieren, die in den bisherigen Genera in fast allen Kasus mit den Endungen der Artikel des jed-Paradigmas übereinstimmen, sodass auch diese nochmal angesprochen werden.