Ergebnisse der Umfrage zu geschlechtsneutralen Artikeln (Herbst 2021)

Vom 26.10. bis zum 13.11.2021 haben wir innerhalb unserer Diskussionsforen eine Umfrage durchgeführt, um zu ermitteln, welche Vorschläge für geschlechtsneutrale Artikel und ihre Deklination am beliebtesten sind. Wir haben die Umfrage nach den drei Artikelparadigmen des Deutschen aufgeteilt:

  • das ein-Paradigma, zu dem der unbestimmte Artikel („ein(e)“) gehört, aber auch „kein(e)“ sowie die Possessivartikel („mein(e)“, „sein(e)“, „ihr(e)“, „unser(e)“ usw.)
  • der bestimmte Artikel: der/die/das
  • das jed-Paradigma, zu dem außer „jede(r/s)“ auch „diese(r/s)“, „welche(r/s)“, „jene(r/s)“ usw. gehören

In der Umfrage standen 30 Vorschläge für die Deklination des ein-Paradigmas, 17 für den bestimmten Artikel und 26 für das jed-Paradigma zur Wahl, die jeweils von den Teilnehmernen mit einer Note von 1 bis 6 benotet werden konnten. An der Umfrage haben 18 Personen teilgenommen.

In diesem Artikel werden die Ergebnisse im Detail vorgestellt. Für diejenigen, die schnell einen Überblick über die Ergebnisse erhalten wollen, fassen wir diese im Folgenden kurz zusammen, wobei wir erst einmal die Deklination und danach die Grundformen betrachten:

  • Die beliebtesten Vorschläge in allen drei Paradigmen haben allesamt die Endungen -ers und -erm für den Genitiv bzw. Dativ. Damit ist die schon in der Vorumfrage ermittelte Beliebtheit dieser Genitiv-Dativ-Deklination bestätigt worden.
  • Bezüglich der Frage, ob die Akkusativform genauso wie die Nominativform lauten oder stattdessen durch die Endung -ern markiert werden soll, gibt es kein eindeutiges Ergebnis: Die Vorschläge, die sich nur bezüglich dieses Details unterscheiden, haben meist ungefähr gleich gut abgeschnitten.

Aufgrund dessen sprechen wir uns dafür aus, dass wir im Laufe der weiteren Entscheidungsfindung einerseits die Genitiv- und die Dativform als schon gesetzt ansehen, andererseits die Entscheidung über die Akkusativform auf später verschieben und erst wieder betrachten, nachdem wir das Personalpronomen und seine Deklination diskutiert haben. Dadurch können wir uns jetzt erst einmal auf die Grundformen konzentrieren:

  • Beim ein-Paradigma war die endungslose Form ein am beliebtesten. Zusätzlich haben einey, eint, einet, eine und eins relativ gut abgeschnitten und bleiben daher für die weitere Entscheidungsfindung im Rennen. Die Vorschläge einen, einens, einern und einier scheiden hingegen aus.
  • Beim bestimmten Artikel war die Form de mit großem Abstand am beliebtesten. Darauf folgen die Formen dey, det, dier und dens in dieser Reihenfolge.
  • Im jed-Paradigma sieht es sehr ähnlich aus wie im ein-Paradigma: Die endungslose Form jed hat am besten abgeschnitten, gefolgt von jedet, jedey und jede. Die Formen jedens, jeders, jeden, jedern, jedier und jedi bleiben nicht im Rennen.

Als Nächstes soll es in den Foren um die Kombinationen von Artikelgrundformen gehen. Schon in der Artikel-Diskussion zwischen Juli und Oktober haben wir solche Kombinationen betrachtet. Auf Grundlage dessen und der oben skizzierten Umfrageergebnisse schlagen wir jetzt vor, zeitnah eine Umfrage zu Artikelsystemen durchzuführen, bei denen die folgenden 14 Kombinationen zur Wahl stehen sollen:

  • ein/de/jed
  • ein/de/jedet
  • ein/de/jedey
  • ein/det/jedet
  • ein/dey/jedey
  • einey/de/jedey
  • einey/dey/jedey
  • eint/de/jed
  • eint/de/jedet
  • eint/det/jedet
  • einet/de/jedet
  • einet/det/jedet
  • eine/de/jede
  • eins/de/jed

Im Rest dieses Artikels beschreiben wir zuerst, wie die Umfrage erstellt wurde, stellen dann die Umfrageergebnisse im Detail vor und erläutern zuletzt, wieso auf Grundlage der Umfrageergebnisse die eben genannten 14 Kombinationen eine sinnvolle Auswahl für die nächste Umfrage wären.

Erstellung der Umfrage

Zwischen Anfang Juli und Mitte Oktober haben wir in unseren Diskussionsforen, insbesondere in unserer Facebook-Gruppe und auf unserem Discord-Server, eine detaillierte Diskussion dazu geführt, welche Lösungen für die Deklination der inklusivischen Artikel sinnvoll sein könnten. Dabei haben wir uns für die Grundformen an den Ergebnissen der öffentlichen Umfrage von Anfang 2021 orientiert. Für die Deklination haben wir alle uns bekannten Vorschläge zur Deklination dieser Grundformen betrachtet und uns gemeinsam dazu Gedanken gemacht, welche weiteren Deklinationen sinnvoll sein könnten.

Aufgrund der Vielzahl an Möglichkeiten für die Bildung des Genitivs und Dativs beschlossen wir Ende August, die weitere Diskussion durch eine Vorumfrage zu diesen Formen übersichtlicher zu machen. Bei dieser Vorumfrage war ‑ers/‑erm der beliebteste Vorschlag, aber auch ‑ens/‑ern, ‑ers/‑ern und ‑ens/‑erm qualifizierten sich.

Im Laufe der gut dreimonatigen Diskussion kamen über 60 verschiedene Vorschläge dazu auf, wie ein Gesamtsystem zur Deklination der drei Artikelparadigmen lauten könnte. Jeder Vorschlag, der von mindestens drei Personen unterstützt wurde, hat sich für die Umfrage qualifiziert, was sich auf 39 Gesamtsysteme belaufen hat. Um die Umfrage übersichtlicher zu machen, haben wir diese nach den drei Paradigmen aufgeteilt, wodurch sich 30 Vorschläge für das ein-Paradigma, 17 für den bestimmten Artikel und 26 für das jed-Paradigma ergeben haben:

ein
ein/einers/einerm/ein
ein/einers/einerm/einern
ein/einers/einern/ein
ein/einers/einern/einern
ein/einet/einem/ein
ein/einet/einerm/ein
ein/einens/einerm/ein
ein/einens/einern/ein
ein/einis/einim/einin

eine
eine/einer/einer/eine
eine/einers/einerm/eine
eine/einers/einerm/einern

einet
einet/einers/einerm/einet
einet/einers/einerm/einern

eint
eint/einers/einerm/eint
eint/einers/einerm/einern

eins
eins/einens/einerm/eins
eins/einers/einerm/eins
eins/einers/einerm/einern

einens
einens/einens/einens/einens
einens/einens/einerm/einens
einens/einers/einerm/einens
einens/einers/einerm/einern

einier
einier/einers/einerm/einien
einier/einies/einiem/einien

einey
einey/einers/einerm/einey
einey/einers/einerm/einern

einern
einern/einers/einerm/einern
einern/einers/einern/einern

einen
einen/einers/einerm/einern

de
de/ders/derm/de
de/ders/derm/dern
de/dens/derm/de
de/dens/dern/de
de/der/der/de
de/ders/dern/de
de/ders/dern/dern
de/det/dem/de
de/det/derm/de
de/dis/dim/din

det
det/ders/derm/det
det/ders/derm/dern

dens
dens/dens/dens/dens

dier
dier/ders/derm/dien
dier/dies/diem/dien

dey
dey/ders/derm/dey
dey/ders/derm/dern

jed
jed/jeders/jederm/jed
jed/jeders/jederm/jedern

jede
jede/jeder/jeder/jede
jede/jeders/jederm/jede
jede/jeders/jederm/jedern

jedet
jedet/jeders/jederm/jedet
jedet/jeders/jederm/jedern
jedet/jedet/jedem/jedet
jedet/jedet/jederm/jedet

jeders
jeders/jeders/jederm/jeders
jeders/jeders/jedern/jeders

jedens
jedens/jedens/jedens/jedens
jedens/jedens/jederm/jedens
jedens/jedens/jedern/jedens
jedens/jeders/jederm/jedens
jedens/jeders/jederm/jedern

jedier
jedier/jeders/jederm/jedien
jedier/jedies/jediem/jedien

jedey
jedey/jeders/jederm/jedey
jedey/jeders/jederm/jedern
jedey/jeders/jedern/jedey
jedey/jeders/jedern/jedern

jedi
jedi/jedis/jedim/jedin

jedern
jedern/jeders/jederm/jedern
jedern/jeders/jedern/jedern

jeden
jeden/jeders/jederm/jedern

Jeder Vorschlag wurde durch einen Beispielsatz veranschaulicht. Die drei verwendeten Beispielsätze lauteten wie folgt (exemplarisch mit dem ein/einers/einerm/einern-de-jed-System):

  • „Ein Kollegere meiners Geschwister hilft unsererm Nachbare dabei, einern Partnere zu finden.“
  • „De Mitarbeitere ders Professore stellt derm Sekretäre dern Doktorande vor.“
  • „Dies Lehrere informiert jedern Elter jeders Schülere darüber, mit welcherm Sozialarbeitere im Notfall geredet werden kann.“

Vor der Umfrage haben wir die wichtigsten Argumente, die während der Diskussion für oder gegen die verschiedenen Vorschläge vorgebracht wurden, zu einer Pro-Contra-Liste zusammengetragen, auf die wir in der Einleitung der Umfrage verwiesen haben.

Die Ergebnisse

Die Teilnehmerne der Umfrage konnten jeden Vorschlag mit einer Note von 1 bis 6 bewerten, wobei erläutert wurde, dass 1 „sehr gut“, 4 „gerade so akzeptabel“ und 6 „sehr schlecht“ bedeutet.

In der folgenden Graphik wird die Durchschnittsnote und Streuung der 30 Vorschläge für das ein-Paradigma dargestellt:

Durchschnittsnoten und Streuung der 30 Vorschläge für das ein-Paradigma

In dieser Graphik werden die Vorschläge entsprechend der vorgeschlagenen Endungen bezeichnet, wobei der Kurzstrich „-“ für die endungslose Form ein steht. Die Höhe eines blauen Balkens zeigt an, welche Durchschnittsnote der entsprechende Vorschlag erhalten hat. Die schwarzen Linien zeigen die Streuung der Noten des jeweiligen Vorschlags an, wobei wir als Streuungsmaß die mittlere absolute Abweichung verwendet haben (denjenigen, die sich fragen, wieso wir die Streuung nicht mittels der üblicheren Standardabweichung messen, können wir diesen Artikel empfehlen).

Der beliebteste Vorschlag ist ein/einers/einerm/einern mit einer Durchschnittsnote von 3,3, dicht gefolgt von ein/einers/einerm/ein (3,4). Aus der Graphik lässt sich erkennen, dass auch die anderen der beliebtesten Vorschläge jeweils die Endungen -ers und -erm für die Genitiv- bzw. Dativformen verwenden. Des Weiteren ist ersichtlich, dass Vorschläge, die sich nur in der Akkusativform unterscheiden, immer eine sehr ähnliche Durchschnittsnote erhalten haben.

In der folgenden Graphik wird die Durchschnittsnote und Streuung für jeden der 17 Vorschläge für den bestimmten Artikel dargestellt:

Durchschnittsnoten und Streuung der 17 Vorschläge für den bestimmten Artikel

Im Gegensatz zu den Ergebnissen beim ein-Paradigma haben wir hier sehr große Unterschiede bei den Durchschnittsnoten zwischen den beliebtesten beiden und den restlichen Vorschlägen: An erster Stelle steht de/ders/derm/de mit Durchschnittsnote 2,0, gefolgt von de/ders/derm/dern mit 2,5. Alle anderen Vorschläge haben eine Durchschnittsnote zwischen 3,2 und 4,6.

Der oben beim ein-Paradigma skizzierte Trend bezüglich der Deklination setzt sich hier fort: Die beiden mit Abstand beliebtesten Vorschläge verwenden für Genitiv/Dativ das Endungspaar ers/erm und unterscheiden sich nur im Akkusativ.

In der folgenden Graphik wird die Durchschnittsnote und Streuung für jeden der 26 Vorschläge für das jed-Paradigma dargestellt:

Durchschnittsnoten und Streuung der 26 Vorschläge für das jed-Paradigma

Ähnlich wie beim ein-Paradigma ist hier die endungslose Grundform am beliebtesten: jed/jeders/jederm/jedern (2,9), gefolgt von jed/jeders/jederm/jed (3,0). Bald danach mit Durchschnittsnoten im Bereich von 3,2 bis 3,5 folgen die Vorschläge mit jedet und jedey als Grundform, jeweils auch mit ers/erm als Genitiv/Dativ-Endungen, wobei es wie beim ein-Paradigma keine nennenswerten Unterschiede zwischen Vorschlägen gibt, die sich nur im Akkusativ unterscheiden.

Die endungslose Grundform im jed-Paradigma wirft für die weitere Arbeit das Problem auf, dass wir uns eine Ausweichlösung für stark deklinierte Adjektive und artikelbasierte Pronomen überlegen müssen, die ja bisher im Nominativ in allen Genera dieselbe Endung wie der Artikel jede(r/s) haben (z. B. „Als Abgeordnete(r) reist Kim viel.“), bei denen aber eine endungslose Verwendung nicht praktikabel erscheint.

Die Datei mit den Rohdaten und den im nächsten Abschnitt erläuterten statistischen Auswertungen lässt sich hier herunterladen.

Statistische Analyse der Ergebnisse

Wir wollen die Ergebnisse dieser Umfrage dafür verwenden, um die beliebtesten Vorschläge für die weitere Entscheidungsfindung auszuwählen und die weniger beliebten herauszufiltern. Der Schnitt zwischen den weiter zu betrachtenden und den herauszufilternden Vorschlägen sollte möglichst systematisch gemacht werden, um Willkür zu vermeiden. Wie schon bei der Substantivumfrage und der Artikel-Vorumfrage verwenden wir zu diesem Zweck eine Likelihood-Analyse, bestimmen also für jeden Vorschlag die wahrscheinlichkeitstheoretische Plausibilität dafür, dass dieser Vorschlag unter allen an diesem Thema interessierten Deutschsprachigen am beliebtesten ist (also die höchste Durchschnittsnote hätte, wenn man alle interessierten Personen befragen könnte). Die Methodik wird im Artikel zur Substantivumfrage erläutert.

Beim ein-Paradigma sind wir dabei auf die folgenden Werte gekommen:

ein/einers/einerm/einern38,3 %
ein/einers/einerm/ein31,2 %
einey/einers/einerm/einey9,5 %
eint/einers/einerm/eint2,9 %
eint/einers/einerm/einern2,9 %
einet/einers/einerm/einet2,1 %
einey/einers/einerm/einern2,1 %
eine/einers/einerm/eine1,5 %
eine/einers/einerm/einern1,5 %
einet/einers/einerm/einern1,5 %
eins/einers/einerm/einern1,5 %
ein/einet/einerm/ein1,5 %
ein/einens/einerm/ein1,0 %
ein/einens/einern/ein0,7 %
eins/einers/einerm/eins0,7 %
eins/einens/einerm/eins0,5 %
ein/einers/einern/ein0,2 %
ein/einet/einem/ein0,1 %
eine/einer/einer/eine0,1 %
einen/einers/einerm/einern0,1 %
alle anderen Vorschläge (neun weitere)jeweils unter 0,1 %

In gesellschaftswissenschaftlichen Studien ist es üblich, für die Ermittlung der statistischen Signifikanz eine maximale Irrtumswahrscheinlichkeit von 5 % anzusetzen. Wenn wir alle 27 Vorschläge mit einer Likelihood von unter 5 % als ausgeschieden ansehen, hätten wir allerdings eine Irrtumswahrscheinlichkeit von 21,0 %, da sich die Likelihood dieser 27 Vorschläge auf 21,0 % addiert. Wenn wir hingegen nur die 18 unbeliebtesten Vorschläge als ausgeschieden ansehen, haben wir eine Irrtumswahrscheinlichkeit von 3,6 %, also unter der üblicherweise angesetzten maximalen Irrtumswahrscheinlichkeit von 5 %. Auf Grundlage dieser statistischen Analyse betrachten wir daher die achtzehn unbeliebtesten Vorschläge als ausgeschieden und die zwölf beliebtesten Vorschläge als weiterhin im Rennen.

Beim bestimmten Artikel hat die Likelihood-Analyse die folgenden Werte ergeben:

de/ders/derm/de83,6 %
de/ders/derm/dern15,4 %
de/det/derm/de0,5 %
dey/ders/derm/dey0,3 %
de/ders/dern/de0,1 %
dey/ders/derm/dern0,1 %
alle anderen Vorschläge (elf weitere)jeweils unter 0,1 %

Auf Grundlage der eben erläuterten Prinzipien sollten wir nur die ersten beiden Vorschläge als weiterhin im Rennen betrachten: Die Irrtumswahrscheinlichkeit liegt in diesem Fall bei nur 1,0 %. Wie im nächsten Abschnitt erläutert, werden wir noch zwei weitere Grundformen in die nächste Umfrage aufnehmen, damit wir dort systematische Lösungen für die Artikel abfragen können.

Beim jed-Paradigma hat die Likelihood-Analyse die folgenden Werte ergeben:

jed/jeders/jederm/jedern34,0 %
jed/jeders/jederm/jed27,4 %
jedet/jeders/jederm/jedet13,4 %
jedet/jeders/jederm/jedern13,4 %
jedey/jeders/jederm/jedey7,8 %
jedey/jeders/jederm/jedern2,2 %
jede/jeders/jederm/jede1,1 %
jede/jeder/jeder/jede0,3 %
jede/jeders/jederm/jedern0,2 %
alle anderen Vorschläge (siebzehn weitere)jeweils unter 0,1 %

Dies legt nahe, die fünf beliebtesten Formen im Rennen zu behalten, da die Irrtumswahrscheinlichkeit dann bei nur 4,0 % liegt. Wie weiter unten erläutert, werden aber aus systematischen Gründen auch der sechst- und der siebt-beliebteste Vorschlag (jedey/jeders/jederm/jedern und jede/jeders/jederm/jede) noch beibehalten.

Betrachtungen zur Deklination

Von den 19 Vorschlägen, die sich nach der Likelihood-Analyse qualifizieren, haben 18 die Endungen -ers und -erm für den Genitiv bzw. Dativ. Die einzige Ausnahme dazu ist der Vorschlag ein/einet/einerm/ein, der gerade vor der Schnittstelle liegt. Allerdings sind die entsprechenden Deklinationsformen des bestimmten Artikels (de/det/derm/de und jedet/jedet/jederm/jedet) nach der Likelihood-Analyse eindeutig ausgeschieden. Und auch im ein-Paradigma führt eine etwas andere Auslegung der Likelihood-Methode zu einer Ausschließung der Endung -et im Genitiv: Laut dem Likelihood-Modell ist mit einer Wahrscheinlichkeit von 95,9 % unter allen an diesem Thema interessierten Deutschsprachigen eine Lösung mit -ers/-erm für Genitiv/Dativ am beliebtesten, sodass die Irrtumswahrscheinlichkeit beim Löschen aller Vorschläge mit anderen Genitiv- oder Dativ-Formen nur 4,1 % beträgt und damit unter dem Schwellenwert von 5 % liegt.

Wir schlagen daher vor, aufgrund der vorliegenden Ergebnisse bei der weiteren Arbeit am System nur noch die Deklination -ers/-erm für Genitiv/Dativ in Betracht zu ziehen. Diese Entscheidung ist auch im Einklang mit dem Ergebnis der Vorumfrage und macht darüber hinaus die folgenden Diskussionen deutlich übersichtlicher.

Bezüglich der Akkusativendung ermöglichen die Umfrageergebnisse zum jetzigen Zeitpunkt hingegen keine Entscheidung: Die Vorschläge, die sich nur im Akkusativ unterscheiden, haben meist ungefähr gleich gut abgeschnitten.

Aufgrund dieser Ergebnisse zur Deklination erscheint es uns jetzt sinnvoll, dass wir im Laufe der weiteren Entscheidungsfindung einerseits die Genitiv- und Dativendungen als schon gesetzt ansehen, andererseits die Entscheidung über die Akkusativform der Artikel auf später verschieben und erst wieder betrachten, nachdem wir das Personalpronomen und seine Deklination diskutiert haben. Ein Vorteil dieses Ansatzes ist, dass wir uns bei den anstehenden Erwägungen zu den Artikel-Gesamtsystemen, also zu den Kombinationen der Vorschläge der drei Artikelparadigmen, erst einmal auf die Grundformen konzentrieren können.

Auswahl der Kombinationen für nächste Umfrage

Im ein-Paradigma haben sich die Grundformen ein, einey, eint, einet, eine und eins für die weitere Betrachtung qualifiziert. Beim bestimmten Artikel ist auf jeden Fall de weiterhin im Rennen, und beim jed-Paradigma jed, jedet und jedey. Von den Gesamtsystemen, die sich in der Diskussion für die Umfrage qualifiziert hatten, bleiben dadurch die folgenden sechs auf jeden Fall für die weitere Entscheidungsfindung dabei:

  • ein/de/jed
  • ein/de/jedet
  • ein/de/jedey
  • einey/de/jedey
  • eint/de/jedet
  • einet/de/jedet

Wie wir im Folgenden erläutern, gibt es zusätzlich noch acht weitere Kombinationen von Grundformen, bei denen es uns sinnvoll erscheint, sie in der weiteren Entscheidungsfindung zu betrachten:

  • Da sich die Grundform eine qualifiziert und die Grundform jede die Qualifikation nur relativ knapp verpasst hat, erscheint es sinnvoll, auch noch eine/de/jede in die nächste Runde mit aufnehmen, insbesondere in Anbetracht der Tatsache, dass eine und welche bei der öffentlichen Umfrage von Anfang 2021 jeweils an zweiter Stelle hinter „ein“ und „welch“ standen.
  • Die Grundform eins hat sich zwar qualifiziert, aber die dazu passende Grundform jedens hat die Qualifikation eindeutig verpasst. Wir haben daher bei den Antworten der Teilnehmerne, die eins relativ gut fanden, geschaut, welcher Vorschlag für das jed-Paradigma am besten benotet wurde. Dabei ist aufgefallen, dass in dieser Gruppe jed im Durchschnitt besser benotet wurde als jedens. Daher kam die Idee auf, dass wir jetzt auch noch den neuen Vorschlag eins/de/jed betrachten könnten. Dieser Vorschlag erscheint uns auch gut motivierbar: Die Idee dabei ist, eine möglichst einfache Form zu wählen, die nicht schon durch das Maskulinum oder Femininum belegt ist. Im jed-Paradigma bietet sich dafür die endungslose Form an, im ein-Paradigma hingegen nicht, sodass hier die ebenfalls einsilbige eins verwendet wird, die ja schon als Pronomen und Zahlwort verwendet wird und den Menschen daher vertraut ist.
  • Des Weiteren haben wir bei der Auswertung der Ergebnisse bemerkt, dass bei denjenigen, die jed gut benotet haben, im ein-Paradigma ein, eins und eint am besten abgeschnitten haben, ohne nennenswerte Unterschiede zwischen diesen drei Vorschlagspaaren. Es erscheint uns daher sinnvoll, zusätzlich zu eins/de/jed auch noch eint/de/jed in der nächsten Runde der Entscheidungsfindung in Betracht zu ziehen.
  • Die Grundform dey hat in der öffentlichen Umfrage von Anfang 2021 praktisch genauso gut wie de abgeschnitten. Da wir bei der öffentlichen Umfrage 500 Teilnehmerne hatten, erscheint es uns jetzt keine gute Idee, auf Grundlage einer Umfrage unter 18 Personen diese Form über Bord zu werfen, insbesondere in Anbetracht der Tatsache, dass dey auch bei dieser Umfrage nach de die zweitbeliebteste Grundform war (wenn auch mit großem Abstand) und die Endung -ey in den anderen beiden Paradigmen noch im Rennen ist. In der Diskussionsphase hatten sich die Kombinationen ein/dey/jedey und einey/dey/jedey für die Umfrage qualifiziert, sodass wir jetzt vorschlagen, diese beiden Kombination in die nächste Runde aufzunehmen.
  • Da die Formen eint, einet und jedet im ein- und jed-Paradigma noch im Rennen sind, erscheint es uns sinnvoll, zusätzlich die Kombinationen eint/det/jedet und einet/det/jedet bei der nächsten Umfrage zur Wahl zu stellen, um zu ermitteln, in welchem Ausmaß die Teilnehmerne eine einheitliche Endung als wichtiges Kriterium ansehen. Aufgrund der Nähe zum Neutrum schlagen wir zusätzlich vor, ein/det/jedet in die nächste Umfrage aufzunehmen.

Wenn wir diese acht zusätzlichen Vorschläge zu den sechs auf jeden Fall qualifizierten hinzufügen, kommen wir auf vierzehn Vorschläge, die in der nächsten Runde betrachtet werden sollten:

  • ein/de/jed
  • ein/de/jedet
  • ein/de/jedey
  • ein/det/jedet
  • ein/dey/jedey
  • einey/de/jedey
  • einey/dey/jedey
  • eint/de/jed
  • eint/de/jedet
  • eint/det/jedet
  • einet/de/jedet
  • einet/det/jedet
  • eine/de/jede
  • eins/de/jed

Wir werden unsere Interpretation der Daten und unsere Vorschläge für die weiter zu betrachtenden Kombinationen nun in unseren Diskussionsforen vorstellen. Sofern es keine Einwände dagegen gibt, werden wir zeitnah eine weitere Artikel-Umfrage durchführen, in der diese 14 Gesamtvorschläge zur Auswahl stehen werden. Unsere Hoffnung ist, durch die nächste Umfrage die Anzahl der Gesamtvorschläge auf 4 bis 6 reduzieren zu können, damit wir für die Arbeit am Personalpronomen und für die nächste öffentliche Umfrage eine übersichtliche Liste an Artikelsystemen haben.