Ergebnisse der Umfrage zu geschlechtsneutralen Substantiven (April 2021)

Vom 8.4. bis zum 24.4.2021 haben wir eine Umfrage zu geschlechtsneutralen Substantiven durchgeführt. Nachdem wir Anfang 2021 eine öffentliche Umfrage mit 500 Teilnehmernen¹ durchgeführt hatten, hat sich die jetzige Umfrage vor allem an die Mitglieder der Facebook-Gruppe Geschlechtsneutrales Deutsch und des Discord-Servers GND – Geschlechtsneutrales Deutsch gerichtet, um vor der nächsten öffentlichen Umfrage die Anzahl der Vorschläge für die Singular- und Pluralformen der geschlechtsneutralen Substantive auf ein überschaubares Niveau zu bringen. An dieser Umfrage haben 42 Personen teilgenommen.

Insgesamt standen bei 20 Vorschläge zur Wahl. Die beiden beliebtesten waren einerseits das Gender-Sternchen und andererseits der Vorschlag, im Singular Schwimmere und Dänere und im Plural Schwimmerne und Dänerne zu verwenden. Auf dieser Seite beschreiben wir die Ergebnisse im Detail und machen einen Vorschlag dazu, welche Formen der geschlechtsneutralen Substantive in der nächsten öffentlichen Umfrage zur Wahl stehen könnten.

Die 20 Vorschläge

Im Folgenden stellen wir anhand der in der Umfrage verwendeten Beispielsätze die 20 Vorschläge vor, die zur Wahl standen. Die Abkürzungen, die wir bei der Auswertung der Ergebnisse verwenden, um uns auf diese Vorschläge zu beziehen, sind halbfett gesetzt.

  • *in | *innen. Kim ist Schwimmer*in, Student*in und Dän*in. Kim und Leo sind Schwimmer*innen, Student*innen und Dän*innen. (Aussprache mit kurzer Sprechpause bei jedem Gendersternchen)
  • e/ern | erne. Kim ist Schwimmere, Studente und Dänern. Kim und Leo sind Schwimmerne, Studenterne und Dänerne.
  • (r)e | erne. Kim ist Schwimmere, Studente und Dänere. Kim und Leo sind Schwimmerne, Studenterne und Dänerne.
  • ere | erne. Kim ist Schwimmere, Studentere und Dänere. Kim und Leo sind Schwimmerne, Studenterne und Dänerne.
  • (r)e | (r)es. Kim ist Schwimmere, Studente und Dänere. Kim und Leo sind Schwimmeres, Studentes und Däneres.
  • ere | eres. Kim ist Schwimmere, Studentere und Dänere. Kim und Leo sind Schwimmeres, Studenteres und Däneres.
  • (r)e | (r)e. Kim ist Schwimmere, Studente und Dänere. Kim und Leo sind Schwimmere, Studente und Dänere.
  • ere | ere. Kim ist Schwimmere, Studentere und Dänere. Kim und Leo sind Schwimmere, Studentere und Dänere.
  • is | is. Kim ist Schwimmeris, Studentis und Dänis. Kim und Leo sind Schwimmeris, Studentis und Dänis.
  • is | isse. Kim ist Schwimmeris, Studentis und Dänis. Kim und Leo sind Schwimmerisse, Studentisse und Dänisse.
  • is | issen. Kim ist Schwimmeris, Studentis und Dänis. Kim und Leo sind Schwimmerissen, Studentissen und Dänissen.
  • i | is. Kim ist Schwimmi, Studenti und Däni. Kim und Leo sind Schwimmis, Studentis und Dänis.
  • y | ys. Kim ist Schwimmy, Studenty und Däny. Kim und Leo sind Schwimmys, Studentys und Dänys.
  • ir | ir. Kim ist Schwimmir, Studentir und Dänir. Kim und Leo sind Schwimmir, Studentir und Dänir.
  • ir | irs. Kim ist Schwimmir, Studentir und Dänir. Kim und Leo sind Schwimmirs, Studentirs und Dänirs.
  • ir | iren. Kim ist Schwimmir, Studentir und Dänir. Kim und Leo sind Schwimmiren, Studentiren und Däniren.
  • ens | ens (tilgend). Kim ist Schwimmens, Studens und Dänens. Kim und Leo sind Schwimmens, Studens und Dänens.
  • ens | ens. Kim ist Schwimmens, Studentens und Dänens. Kim und Leo sind Schwimmens, Studentens und Dänens.
  • ens | ense. Kim ist Schwimmens, Studentens und Dänens. Kim und Leo sind Schwimmense, Studentense und Dänense.
  • ens | ensen. Kim ist Schwimmens, Studentens und Dänens. Kim und Leo sind Schwimmensen, Studentensen und Dänensen.

Die Ergebnisse

Die Teilnehmerne der Umfrage konnten jeden Vorschlag mit einer Note von 1 bis 6 bewerten, wobei erläutert wurde, dass 1 „sehr gut“, 4 „gerade so akzeptabel“ und 6 „sehr schlecht“ bedeutet. In der folgenden Graphik wird die Durchschnittsnote für jeden der 20 Vorschläge dargestellt:

Durchschnittsnoten der 20 Vorschläge

Da diese Graphik nur die Durchschnittsnoten darstellt, fehlen darin wichtige Informationen dazu, wie sie zustande gekommen sind. Wir veranschaulichen das beispielhaft durch den direkten Vergleich der Bewertungen der Vorschläge (r)e | erne und i | is. Während die Durchschnittsnoten hier mit 3,87 und 4,00 relativ nah beieinander liegen, sind sie auf sehr verschiedene Art zustande gekommen, wie die folgenden beiden Graphiken zeigen:

Wie aus der linken Graphik ersichtlich haben sich die vergebenen Noten bei (r)e | erne relativ gleichmäßig über die sechs möglichen Noten verteilt. Bei i | is hingegen wurden die mittleren Noten 3 und 4 nur sehr selten vergeben und die jenseits der Akzeptanz-Grenze liegenden Noten 5 und 6 sehr häufig. Die Tatsache, dass i | is trotz der vielen Fünfen und Sechsen im Durchschnitt nur ein bisschen schlechter als (r)e | erne bewertet wurde, kann damit erklärt werden, dass i | is etwas mehr Einsen und Zweien erhalten hat als (r)e | erne. Allerdings geht es bei dieser Umfrage nicht einfach um die besten Durchschnittsnoten, sondern vor allem darum, welche Vorschläge gute Chancen haben, als Konsenslösung für möglichst viele an geschlechtsneutraler Sprache interessierte Personen akzeptabel zu sein. Ein Vorschlag, der wie i | is zu einem eher polarisierten Meinungsbild mit relativ niedriger Akzeptanzrate führt, eignet sich schlechter als Konsenslösung als ein Vorschlag, der wie (r)e | erne zu einem eher ausgeglichenem Meinungsbild mit höherer Akzeptanzrate führt.

Wie dieser Vergleich verdeutlicht, sollten für die weitere Entscheidungsfindung nicht nur die Durchschnittsnoten, sondern auch die Akzeptanzraten der Vorschläge miteinander verglichen werden. Bei der Erstellung der Umfrage haben wir darauf geachtet, der Note 4 explizit die Bedeutung „gerade so akzeptabel“ zuzuordnen, damit wir danach die Möglichkeit haben, die Vorschläge auf ihre Akzeptanzrate hin zu vergleichen, also auf den Prozentsatz der Teilnehmerne, die dem jeweiligen Vorschlag eine der Noten 1, 2, 3 oder 4 gegeben haben. Die folgende Graphik zeigt die Akzeptanzraten der 20 Vorschläge:

Akzeptanzraten der 20 Vorschläge

Während i | is bei den Durchschnittsnoten noch an vierter Stelle lag, liegt es bei der Akzeptanzrate nur an Stelle 14 der 20 Vorschläge. Der Vorschlag (r)e | erne hingegen liegt nach beiden Kriterien an zweiter Stelle direkt hinter dem Gendersternchen.

Freitext-Feedback

Außer der Noten für die einzelnen Vorschläge konnten die Teilnehmerne am Ende der Umfrage auch in einem Freitext-Feld Kommentare hinterlassen. Zehn haben diese Möglichkeit für inhaltliches Feedback verwendet. Drei davon haben weitere Vorschläge gemacht (Doppelpunkt, Binnen-I und Gendersternchen ohne „-in“, jeweils nur von einer einzelnen Person vorgeschlagen), eine Person hat die schon in der vorangegangenen Diskussion besprochene Idee aufgebracht, dass man frei zwischen Studente und Studentere wählen könnte, wohingegen die anderen sechs ihre Notenvergabe argumentativ motiviert haben.

Von diesen sechs motivierenden Kommentaren ist einer besonders hervorzuheben, in dem sich die Person dafür ausgesprochen hat, im Singular -ens und im Plural -ense oder -ensen zu verwenden und die Form „Studens“ gegenüber „Studentens“ zu bevorzugen. Diesbezüglich gab es eine Lücke unter den 20 Vorschlägen der Umfrage: Für die geschlechtsneutrale Alternative zum Plural Studentinnen/Studenten gab es die Vorschläge Studens, Studentens, Studentense und Studentensen, nicht aber Studense und Studensen. Der Grund für diese Lücke war, dass sich in der Diskussion, die wir vor der Umfrage in den beiden Foren geführt hatten, niemand aktiv dafür eingesetzt hat, dass -ens die Endung eines Wortes ersetzt (z. B. Studens statt Studentens), da dies bei Wörtern wir Autor, Autist und Korrespondent Probleme bereitet. Die Variante mit Studens als einheitlicher Singular- und Pluralform haben wir trotzdem in die Umfrage aufgenommen, da dies der ursprüngliche Vorschlag von Lann Hornscheidt ist. In der Umfrage kamen dann allerdings nicht die problematischen Beispiele Autens und Korrepondens vor, sondern nur die halbwegs unproblematische Form Studens, was wahrscheinlich der Grund dafür ist, dass die Suffix-tilgende Variante besser als die Suffix-erhaltenden Varianten abgeschnitten hat. Gleichzeitig hat unter den drei Suffix-erhaltenden Varianten diejenige mit der Plural-Endung -ense eindeutig besser abgeschnitten als die Variante mit der Plural-Endung -ens. Daher kann davon ausgegangen werden, dass eine Variante mit Studense als Pluralform besser abgeschnitten hätte als alle Vorschläge mit -ens, die in diese Umfrage einbezogen wurden.

Gruppierung sehr ähnlicher Vorschläge

Manche der Vorschläge sind sehr ähnlich zueinander und würden nur bei einer Minderheit der Substantive einen Unterschied machen. Zum Beispiel unterscheiden sich die Vorschläge (r)e | erne und ere | erne nur in der Singular-Form derjenigen Substantive, die im Maskulinum weder auf -er noch auf -e enden (Studente vs. Studentere). Schon in der Diskussion, die wir vor der Umfrage in den beiden Foren geführt hatten, wurde vorgeschlagen, diese Formen nicht als konkurrierende Vorschläge, sondern stattdessen als Varianten desselben Vorschlags aufzufassen, wobei jedern dann selbst entscheiden kann, welche der beiden Formen hen bevorzugt. Auf lange Sicht würde sich im Sprachgebrauch wahrscheinlich eine der beiden Formen gegen die andere durchsetzen, aber dies wäre ein allmählicher natürlicher Prozess. Zum jetzigen Zeitpunkt lässt sich konstatieren, dass die beiden Varianten gut parallel zueinander existieren können, ohne in Konflikt zueinander zu stehen.

Wir haben uns bei der Erstellung dieser gruppeninternen Umfrage dazu entschieden, diese beiden Vorschläge getrennt aufzuführen, um zu sehen, ob eine der beiden Varianten eindeutig bevorzugt wird. Es gibt zwar bei den Durchschnittsnoten eine leichte Präferenz für die Varianten mit Studente statt Studentere, aber der Unterschied ist so klein, dass es sinnvoller erscheint, beide Formen als frei wählbare Alternativen zu betrachten.

Somit scheint es auch sinnvoll, diese Unterscheidung bei der nächsten öffentlichen Umfrage zu geschlechtsneutralem Deutsch nicht zu treffen, z. B. indem die Vorschläge nur mit Substantiven veranschaulicht werden, bei denen dieser Unterschied nicht zum Tragen kommt (z. B. Schwimmere und Dänere). Es ist davon auszugehen, dass in diesem Fall die meisten derjenigen, die die beiden Vorschläge verschieden benotet haben, diesem vereinten Vorschlag die bessere der beiden verwendeten Noten geben werden.

Aus dieser Überlegung heraus scheint es sinnvoll zu betrachten, wie das Ergebnis der Umfrage aussieht, wenn man sehr ähnliche Vorschläge zu einem Vorschlag gruppiert und bei jedern Teilnehmere für den vereinten Vorschlag die beste Note nimmt, die diesern Teilnehmere einem der gruppierten Vorschläge gegeben hat.

Die Vorschläge ens | ens (tilgend) und ens | ens unterscheiden sich nur bei denjenigen Substantiven, die auf ein anderes Suffix als -er enden, da dieses bei ens | ens (tilgend) durch -ens ersetzt wird, wohingegen bei ens | ens die Endung -ens an dieses Suffix angehängt wird. Diese beiden Vorschläge sind sich also auch sehr ähnlich und können bei der Gruppierung ähnlicher Vorschläge zusammen betrachtet werden. Aufgrund der im vorherigen Abschnitt erwähnten Problematik, dass kein Vorschlag mit Studense zur Wahl stand, ist es außerdem sinnvoll, auch ens | ense in diese Gruppierung aufzunehmen, um dadurch einen Annäherungswert dafür zu ermitteln, wie beliebt der Vorschlag mit Studense hätte sein können.

Wir betrachten daher jetzt die folgenden vier Gruppierungen von Vorschlägen:

  • (er)e | erne. (Gruppierung von (r)e | erne und ere | erne) Kim ist Schwimmere, Student(er)e und Dänere. Kim und Leo sind Schwimmerne, Studenterne und Dänerne.
  • (er)e | (er)es. (Gruppierung von (r)e | (r)es und ere | eres) Kim ist Schwimmere, Student(er)e und Dänere. Kim und Leo sind Schwimmeres, Student(er)es und Däneres.
  • (er)e | (er)e. (Gruppierung von (r)e | (r)e und ere | ere) Kim ist Schwimmere, Student(er)e und Dänere. Kim und Leo sind Schwimmere, Student(er)e und Dänere.
  • ens | ens(e). (Gruppierung von ens | ens (tilgend), ens | ens und ens | ense). Kim ist Schwimmens, Stud(ent)ens und Dänens. Kim und Leo sind Schwimmens(e), Stud(ent)ens(e) und Dänens(e).

Wenn man die Vorschläge in dieser Weise gruppiert, sind es insgesamt 15 anstatt 20 Vorschläge. Die folgende Graphik zeigt die Durchschnittsnoten dieser 15 Vorschläge:

Durchschnittsnoten der 4 gruppierten und 11 nicht gruppierten Vorschläge

Die folgende Graphik zeigt die Akzeptanzrate dieser 15 Vorschläge:

Akzeptanzraten der 4 gruppierten und11 nicht gruppierten Vorschläge

Beim Vergleich zwischen der Ergebnisse auf Grundlage der Einzelvorschläge mit den Ergebnissen nach dieser Gruppierung ist insbesondere auffällig, dass der Vorschlag ens | ens(e) nach der Gruppierung bei der Durchschnittsnote und insbesondere bei der Akzeptanzrate eindeutig besser abschneidet als die drei Einzelvorschläge, aus denen dieser gruppierte Vorschlag gebildet wurde. Dies lässt sich damit erklären, dass die Vorschläge mit -ens bei der Notenvergabe darunter gelitten haben, dass die meisten Befürworterne von -ens nur einem oder zwei der vier ens-Vorschläge eine gute Note gegeben haben und den restlichen ens-Vorschlägen eine Note unter der Akzeptanzgrenze. Wenn bei der geplanten öffentlichen Umfrage nur der Vorschlag ens | ense ohne Information bezüglich der Tilgungsproblematik zur Wahl steht, könnte es daher sein, dass dieser Vorschlag eindeutig besser abschneidet, als alle ens-Vorschläge bei der gruppeninternen Umfrage abgeschnitten haben.

Sonderstellung des Gendersternchens

Bei allen vier bisher vorgestellten Ergebnis-Graphiken steht immer das Gendersternchen eindeutig an erster Stelle. Dies steht im Kontrast dazu, dass sich in den beiden Diskussionsforen zu geschlechtsneutralem Deutsch eine eindeutige Mehrheit dafür einsetzt, dass es eine leichter aussprechbare Alternative zum Gendersternchen geben sollte. Auch bei der öffentlichen Umfrage von Anfang des Jahres schnitt die Endung -e etwas besser ab als das Gendersternchen. Dass es bei der jetzigen Umfrage so gut bewertet wurde, ist wohl darauf zurückzuführen, dass es im schriftlichen Sprachgebrauch schon häufig verwendet wird und bei der Pluralbildung nicht verschiedene konkurrierenden Alternativen existieren. Dadurch konnten die Befürworterne des Gendersternchens die Durchschnittsnote und Akzeptanzrate des Gendersternchens auf ein relativ hohes Maß bringen, wohingegen die Befürworterne von neuen, leichter aussprechbaren Lösungen zwischen vielen konkurrierenden Vorschlägen aufgeteilt waren.

Das Gendersternchen sollte natürlich auch in der nächsten öffentlichen Umfrage zur Wahl stehen, da es als schon bekannter Vorschlag eine interessante Vergleichsgröße ist, aber der direkte Vergleich zu der Benotung anderer Vorschläge ist dabei nicht zielführend.

Statistische Analyse der Ergebnisse

Da in dieser Umfrage die Abstände zwischen den verschiedenen Vorschlägen nicht besonders groß waren, stellt sich die Frage, inwiefern die Unterschiede überhaupt statistisch signifikant sind. In Anbetracht der Erläuterungen im vorherigen Abschnitt ist dabei insbesondere die Frage interessant, für welche Vorschläge wir aufgrund der Umfrage-Ergebnisse mit angemessener statistischer Sicherheit sagen können, dass sie keine Chance haben, unter allen an diesem Thema interessierten Deutschsprachigen am beliebtesten oder am meisten akzeptiert zu sein.

Um diese Frage zu beantworten, haben wie eine Likelihood-Analyse durchgeführt: Ausgehend von der Annahme, dass die 42 Teilnehmerne dieser Umfrage eine Zufallsstichprobe aus der Gruppe aller an diesem Thema interessierten Deutschsprachigen darstellen, haben wir für jeden Vorschlag berechnet, wie hoch die Likelihood (wahrscheinlichkeitstheoretische Plausibilität) dafür ist, dass dieser Vorschlag unter allen an diesem Thema interessierten Deutschsprachigen am beliebtesten ist (also die höchste Durchschnittsnote hätte, wenn man alle interessierten Personen befragen könnte). Auf Grundlage der Standardabweichung bei der Benotung der Vorschläge lässt sich eine Standardabweichung für die Likelihood-Funktion ermitteln, die wir dann in Kombination mit den Durchschnittsnoten der einzelnen Vorschläge verwendet haben, um eine Monte-Carlo-Simulation mit 10.000.000 Zufallsexperimenten durchzuführen, mittels derer wir für jeden Vorschlag die in der folgenden Tabelle angegebene Likelihood berechnet haben, dass dieser Vorschlag am beliebtesten ist:

VorschlagLikelihood für höchste Beliebtheit
(er)e | erne38,4 %
(er)e | (er)e22,1 %
ens | ens(e)13,9 %
(er)e | (er)es8,3 %
i | is8,3 %
is | is4,7 %
y | ys1,6 %
e/ern | erne1,0 %
ir | irs1,0 %
ir | ir0,62 %
ir | iren0,01 %
ens | ensen0 %
is | isse0 %
is | issen0 %

Aufgrund der Argumente im vorherigen Abschnitt haben wir das Gendersternchen bei dieser Likelihood-Analyse nicht in Betracht gezogen.

In gesellschaftswissenschaftlichen Studien ist es üblich, für die Ermittlung der statistischen Signifikanz eine maximale Irrtumswahrscheinlichkeit von 5 % anzusetzen. Wenn wir alle neun Vorschläge mit einer Likelihood von unter 5 % als ausgeschieden ansehen, hätten wir allerdings eine Irrtumswahrscheinlichkeit von 8,93 %, da sich die Likelihood dieser neun Vorschläge auf 8,93 % addiert. Wenn wir hingegen nur die acht unbeliebtesten Vorschläge als ausgeschieden ansehen, haben wir eine Irrtumswahrscheinlichkeit von 4,23 %, also unter der üblicherweise angesetzten maximalen Irrtumswahrscheinlichkeit von 5 %. Auf Grundlage dieser statistischen Analyse betrachten wir daher die acht unbeliebtesten Vorschläge als ausgeschieden und die sechs beliebtesten Vorschläge als weiterhin im Rennen.

Wir haben dieselbe Art von Likelihood-Analyse auch bezüglich der Akzeptanzrate durchgeführt. Dabei haben wir für jeden Vorschlag die in der folgenden Tabelle angegebene Likelihood berechnet, dass dieser Vorschlag am meisten akzeptiert ist:

VorschlagLikelihood für höchste Akzeptannz
ens | ens(e)42,7 %
(er)e | erne18,3 %
(er)e | (er)e18,3 %
(er)e | (er)es6,7 %
e/ern | erne3,8 %
is | is3,8 %
ir | ir3,8 %
ir | irs2,0 %
i | is0,47 %
y | ys0,08 %
ens | ensen0,08 %
is | isse0,01 %
ir | iren0,01 %
is | issen0 %

Die sieben am wenigsten akzeptierten Vorschläge kommen auf eine summierte Likelihood von 2,67 %, was unter der maximalen Irrtumswahrscheinlichkeit von 5 % liegt. Wir können diese sieben Vorschläge also aufgrund der niedrigen Akzeptansrate als ausgeschieden ansehen. Von diesen sieben Vorschlägen war i | is der einzige, der auf Grundlage der Analyse der Durchschnittsnoten noch im Rennen war.

Die Datei mit den Rohdaten und statistischen Auswertungen lässt sich hier herunterladen.

Auswahl der Vorschläge für die nächste öffentliche Umfrage

Auf Grundlage der im vorherigen Abschnitt besprochenen statistischen Likelihood-Analysen sollten die Vorschläge (er)e | erne, (er)e | (er)e, (er)e | (er)es, ens | ens(e) und is | is bei der nächsten öffentlichen Umfrage zur Wahl stehen. Zusätzlich dazu als Vergleichsgröße auch der in der Praxis schon bekannteste Vorschlag *in | *innen, wie im Abschnitt Sonderstellung der Gendersternchens besprochen.

Bei dem gruppierten Vorschlag ens | ens(e) war die Motivation dafür, dass ens | ense mit in die Gruppierung aufgenommen wurde, die Tatsache, dass es bei dieser Umfrage keine Suffix-tilgende Variante von ens | ense gab. Bei ens | ens hingegen gab es beide Varianten, doch diese waren für sich betrachtet nicht besonders beliebt. Erst durch die gemeinsame Betrachtung mit ens | ense ist die Beliebtheit gestiegen. Aus diesem Grund sollte bei der öffentlichen Umfrage für diesen Vorschlag die Pluralendung -ense vorgestellt werden.

Wir schlagen vor, bei der nächsten öffentlichen Umfrage Student*in als Beispielwort wegzulassen, damit die Unterscheidung der verschiedenen Alternativen bei den gruppierten Substantiven nicht notwendig ist. Unser Vorschlag für die in der nächsten öffentlichen Umfrage zu verwendenden Beispielsätze lautet wie folgt:

  • Kim ist Schwimmer*in und Dän*in. Kim und Leo sind Schwimmer*innen und Dän*innen. (Aussprache mit kurzer Sprechpause bei jedem Gendersternchen)
  • Kim ist Schwimmere und Dänere. Kim und Leo sind Schwimmerne und Dänerne.
  • Kim ist Schwimmere und Dänere. Kim und Leo sind Schwimmere und Dänere.
  • Kim ist Schwimmere und Dänere. Kim und Leo sind Schwimmeres und Däneres.
  • Kim ist Schwimmens und Dänens. Kim und Leo sind Schwimmense und Dänense.
  • Kim ist Schwimmis und Dänis. Kim und Leo sind Schwimmis und Dänis. (Aussprache der Endung -is jeweils mit kurzem i wie bei Praxis)

Die endgültige Entscheidung dazu, welche Vorschläge in der nächsten öffentlichen Umfrage abgefragt werden, hängt natürlich davon ab, wie unserer auf den Umfrage-Ergebnissen basierender Vorschlag in den beiden Foren angenommen wird.


1    Wir verwenden auf dieser Seite geschlechtsneutrale Substantive wie Teilnehmere (Einzahl) und Teilnehmerne (Mehrzahl) entsprechend dem beliebtesten sonderzeichenfreien Vorschlag der hier besprochenen Umfrage. Außerdem benutzen wir geschlechtsneutrale Pronomen wie hen und jedern entsprechend dem De-E-System. Damit wollen wir die noch zu findende Konsenslösung nicht vorwegnehmen, sondern bloß dazu anregen, schon jetzt verschiedene existierende Vorschläge in der Praxis auszuprobieren, um zu testen, wie gut sie funktionieren.