Pro-Contra-Liste: Starke Endung Gesamtsysteme

Auf dieser Seite geben wir eine Übersicht über die aus unserer Sicht wichtigsten Argumente für und gegen die Gesamtsysteme der starken Endung, die in dieser Umfrage zur Bewertung stehen. In den Fußnoten findest Du Details, die Du ohne großen Informationsverlust überspringen kannst.

1. Systeme mit Neo-Endung {-ey} und {-ei}

Diese Systeme verwenden Endungen, die weder in einem anderen Teil des Gesamtsystems noch bisher im Deutschen vorkommen. Vor allem die Endung {‑ey} könnte fremdartig wirken, da dieser Diphthong im Deutschen bisher nur eine Randstellung hat und nicht zum Grundlautbestand gehört.

1.1. System ey/ey/ey + ey/ey

Bei diesem System wird einheitlich die Endung {‑ey} verwendet, wodurch sie weniger wie ein Randphänomen des Gesamtsystems wirken würde (vgl. den folgenden Abschnitt).

1.2. System ey/ey/ey + ∅/∅

Dieses System verwendet die Endung {‑ey} nur bei Adjektiven, wodurch sie relativ selten im Gesamtsystem vorkommen würde (die Artikel des jed-Paradigmas und die Artikelpronomen kommen zusammen genommen häufiger vor als Adjektive ohne Artikel).¹

1.3. System ey/ey/ey + ey/∅

Bei diesem System werden die Probleme verhindert, die bei einer endungslosen Form bei den Artikelpronomen auftreten („ein von uns beiden“ klingt wie „einen von uns beiden”), während die Artikel des jed-Paradigmas parallel zu denen des ein-Paradigmas gebildet werden. Allerdings haben die Artikelpronomen im Deutschen bisher die gleiche Endung wie die Artikel des jed-Paradigmas, sodass es für viele unintuitiv und schwer erlernbar sein könnte, wenn in diesem System eine Unterscheidung zwischen diesen beiden Formen getroffen wird.

1.4. System ei/ei/ei + ei/ei

Hier wird genau wie beim unter 1.1 vorgestellten System eine einheitliche Endung verwendet. Nur dass {‑ei} auf viele wohl weniger fremdartig wirken würde als {‑ey}, da es im Gegensatz zu diesem fester Bestandteil des deutschen Lautsystems ist.

2. Systeme mit Neo-Endung {-ere} und {-re}

Diese Systeme verwenden nur Endungen, die entweder schon existieren ({‑e} und {‑∅}) oder im Substantivsystem verwendet werden ({‑ere} und {‑re}) – sollte sich das derzeit beliebteste Substantivsystem durchsetzen. Die Endung {‑ere} kann als Kombination der maskulinen und der femininen Endung verstanden werden, hat allerdings den Nachteil, zwei Silben lang zu sein. Die erste Silbe kann aber gut verschluckt werden (daher auch die andere Endung {‑re}).

2.1. System e/ere/ere + ere/ere

Hier wird die Endung {‑ere} sehr einheitlich verwendet in allen Kontexten, in denen die Endung {‑e} zu einer Verwechslung mit dem Femininum führt. Bei Adjektiven kann {‑ere} allerdings auch als Steigerungsform aufgefasst werden, was zu Verwirrung führen kann.

2.2. System e/re/re + ere/ere

Um die im vorigen Abschnitt angesprochene Steigerungsform-Verwirrung vorzubeugen, wird hier bei den Adjektiven die Endung {‑re} statt {‑ere} genommen, was in der gesprochenen Sprache allerdings kaum einen Unterschied machen würde. Das System könnte darüber hinaus auf einige recht uneinheitlich wirken, da bei den Artikeln des jed-Paradigmas und den Artikelpronomen eine andere Endung verwendet wird als bei den Adjektiven.

2.3. System e/re/re + re/re

Bei diesem System wird der Nachteil der Uneinheitlichkeit vermieden, der im vorigen Abschnitt angesprochen wurde. Außerdem hat es gegenüber allen Systemen mit {-ere} den Vorteil, dass die Endungen in allen Verwendungskontexten nur eine Silbe lang sind. Die Aussprache der Wörter einre und diesre könnte aber einigen Leuten Schwierigkeiten bereiten. Vor allem könnte es die Tendenz geben, einen Schwa-Laut vor dem r einzuschieben, wodurch sich die Leute fragen könnten, warum die Formen nicht mit ‑ere, sondern mit ‑re geschrieben werden.

2.4. System e/e/∅ + ere/ere

Hier wird die Endung {‑ere} nur bei den Artikeln des jed-Paradigmas und den Artikelpronomen verwendet, damit sie bei den Adjektiven nicht zu Verwechslung mit der Steigerungsform führt. Die leere Endung würde ausschließlich bei Anreden verwendet werden, was uneinheitlich wirken könnte. Beim zweiten Verwendungskontext (substantivierten Adjektiven ohne Artikel) müsste für die Disambiguierung ein Artikel eingefügt werden (z. B. „Ich als ein Erwachsene”), was zwar in praktisch allen Kontexten funktioniert, aber eben eine oder zwei Silben mehr verlangt.²

2.5. System e/∅/∅ + ere/ere

Um auf die Notwendigkeit des zusätzlichen Artikels im zweiten Verwendungskontext verzichten zu können, verwendet dieses System dort die leere Endung. Ansonsten ist das System identisch mit dem vorigen.

3. Systeme ohne Neo-Endung

Diese beiden Systeme sind darauf ausgelegt, keine neuen Endungen zu verwenden, um möglichst natürlich zu wirken, und machen ausschließlich von der schwachen Endung {‑e} und der leeren Endung {‑∅} Gebrauch.

3.1. System e/e/∅ + ∅/∅

Hier wird die leere Endung nur in den Kontexten verwendet, in denen {‑e} zu Verwechslung mit dem Femininum führen würde. Bei den Adjektiven würde die leere Endung ausschließlich bei Anreden verwendet werden, was uneinheitlich wirken könnte. Wie beim unter 2.4. beschriebenen System muss hier im zweiten Verwendungskontext ein Artikel eingefügt werden.

3.2. System e/∅/∅ + ∅/∅

Dieses System ist identisch mit dem vorigen, nur dass auf die Notwendigkeit des zusätzlichen Artikels im zweiten Verwendungskontext verzichtet wird.


Fußnoten

1     Andererseits wären die Artikel des jed-Paradigmas in diesem System einheitlich mit denen des ein-Paradigmas, wodurch Letztere etwas ihre maskuline Konnotation verlieren könnten, da die leere Endung somit allgemeiner eine geschlechtsneutrale Assoziation hervorrufen könnten.

2     Es gibt einige sehr seltene Kontexte, in denen es ziemlich unnatürlich wirken könnte, einen Artikel zu ergänzen, zum Beispiel wenn am Ende einer E-Mail unter dem Namen ders Absendere die Funktion der Person angegeben wird: Im Femininum könnte da zum Beispiel „Vorsitzende des Vereins für geschlechtsneutrales Deutsch“ stehen, wobei nach diesem System im Inklusivum ein Artikel ergänzt werden müsste: „De Vorsitzende des Vereins für geschlechtsneutrales Deutsch“.