Pro-Contra-Liste: Artikel (Archivseite)

Wichtiger Hinweis: Dies ist eine Archivseite. Auf dieser Seite wurde während der Diskussion zu den Formen der inklusivischen Artikel im Jahr 2021 der damalige Stand der Diskussion abgebildet.

Es gibt verschiedene Vorschläge für geschlechtsneutralen Artikel und ihre Deklination. Auf dieser Seite haben wir die meisten Argumente für und wider die jeweiligen Grundformen zusammengetragen. Vereinzelt gehen wir dabei auch auf bestimmte Deklinationsweisen ein, wenn sie nur bei einer bestimmten Grundform auftreten. Vorab gibt es eine Übersicht über die Vor- und Nachteile der verschiedenen Deklinationsweisen, die bei mehreren Grundformen vorkommen.

Diese Pro-Contra-Liste ist nach den drei Artikelparadigmen des Deutschen aufgeteilt:
– das ein-Paradigma, zu dem der unbestimmte Artikel („ein(e)“) gehört, aber auch „kein(e)“ sowie die Possessivartikel („mein(e)“, „sein(e)“, „ihr(e)“, „unser(e)“ usw.)
– der bestimmte Artikel: der/die/das
– das jed-Paradigma, zu dem außer „jede(r/s)“ auch „diese(r/s)“, „welche(r/s)“, „jene(r/s)“ usw. gehört

0. Deklination

0.1. Genitiv und Dativ

Unter den verschiedenen Varianten, den Genitiv und Dativ zu bilden, gibt es nur vier, die auf mehrere Grundformen anwendbar sind und sich bei der Vorumfrage qualifiziert haben:
ers/erm, ers/ern, ens/erm und ens/ern

0.1.1. Deklination „ers/erm“

Die Form „ers“ stellt eine Kombination aus den Genitivformen der drei Genera dar, genau so ist auch die Dativ-Endung „erm“ motiviert. Einerseits ist dadurch zwar leicht identifizierbar, um welchen Kasus es sich handelt, und es gibt eine Einheitlichkeit, die die Form besonders leicht erlernbar macht. Andererseits sind die Formen phonetisch besonders nah am Maskulinum und Neutrum und könnten sogar mit diesen verwechselt werden, wenn die Endung etwas verschliffen wird.

0.1.2. Deklination „ers/ern“

Das „n“ in der Dativ-Endung „ern“ kommt vom Dativ des Plurals. Gegenüber „erm“ hat sie den Vorteil, dass sie nicht so nah am Maskulinum ist, allerdings könnte es für viele auch weniger intuitiv sein, „ern“ als Dativ zu identifizieren.

0.1.3. Deklination „ens/erm“

Im Gegensatz zu „ers“ kann „ens“ akustisch leichter vom Genitiv des Maskulinums und Neutrums unterschieden werden. Auf der anderen Seite fällt die Einheitlichkeit mit der Dativ-Form „erm“ weg, da vor dem auslautenden Konsonanten nicht „er“, sondern „en“ steht.

0.1.4. Deklination „ens/ern“

Hier taucht in beiden Endungen ein „n“ auf, wodurch sie möglicherweise als besser zusammenpassend empfunden werden als „ens“ und „erm“.

0.2. Akkusativ

Im Akkusativ gibt es zwei Optionen: Entweder er ist wie im Femininum, Neutrum und Plural mit dem Nominativ identisch, oder er erhält wie im Maskulinum eine eigene Endung.

0.2.1. Identisch mit Nominativ

Da für ein geschlechtsneutrales System eine Distanzierung vom viel kritisierten generischen Maskulinum wünschenswert ist, bietet sich aus konnotatorischen Gesichtspunkten eher an, den Akkusativ mit dem Nominativ identisch zu lassen. Damit wäre das Maskulinum das einzige Genus, in dem der Akkusativ unterschieden wird.

0.2.2. Unterschieden vom Nominativ

In Systemen, die sich, z. B. durch die Grundform der Artikel, bereits deutlich vom Maskulinum distanzieren, könnte eine Akkusativ-Unterscheidung weniger problematisch sein. Diese hätte den Vorteil, dass die Möglichkeit von missverständlichen Nominalphrasen minimiert wird. Bisher hat sich in der Diskussion „ern“ als einzige Akkusativ-Endung etabliert, die sich für mehr als eine Grundform eignet. Diese Endung hat den Vorteil, dass sie gut zur bisher beliebtesten Deklinationsvariante „ers/erm“ passt. Allerdings ist das „r“ in dieser Endung weniger motiviert als in „ers“ oder „erm“, da es nicht im Akkusativ des Femininums vorkommt.

1. Ein-Paradigma

1.1. Grundform „ein“

Diese Grundform suggeriert aufgrund ihrer Endungslosigkeit Neutralität. Auch ist sie um eine Silbe kürzer als die meisten anderen vorgeschlagenen Formen. Sie wird bisher zwar schon im Maskulinum verwendet, aber auch im Neutrum, wodurch die Assoziation mit dem Maskulinum abgeschwächt wird. Diese kann allerdings dennoch auftreten, besonders wenn sich das folgende Substantiv nicht allzu stark von der maskulinen Form unterscheidet. Ein weiterer Nachteil der Grundform „ein“ ist, dass auf sie bisher im Maskulinum und Neutrum die starke Adjektiv-Endung „er“ bzw. „es“ folgt: „ein netter Schüler“, „ein nettes Kind“. Es müsste also entweder gelernt werden, nach dem inklusivischen „ein“ die starke inklusivische Adjektiv-Form zu verwenden, oder es müsste wie im Femininum die schwache Form auf „e“ verwendet werden: „eine nette Schülerin“ vs. „ein nette Schülere“. Beides könnte das System weniger leicht erlernbar machen. Weiterhin wäre es für viele wahrscheinlich unintuitiv, eine endungslose Form als Pronomen zu verwenden, da es das bei artikelbasierten Pronomen im Deutschen bisher noch nicht gibt. Dort müsste alsoe ine Ausweichform gefunden werden. Auch erwähnenswert, aber weniger signifikant ist das Problem, dass bei Kombinationen aus „ein“ und einem Namen (wie in „Vorhin hat ein Kim angerufen.“) meist angenommen würde, dass die Person männlich ist.

1.1.1. Deklination „ein/einis/einim/einin“

Bei dieser Deklinationsweise wird systematisch das „e“ in den Endungen der maskulinen Deklination durch „i“ ersetzt, was das System zwar leichter erlernbar macht, aber bei vielen wahrscheinlich eine starke Assoziation mit dem Maskulinum hervorruft. Auch sind die Formen in der gesprochenen Sprache kaum bis gar nicht von den maskulinen unterscheidbar.

1.1.2. Deklination „ein/einers/einern/einern“

Der Gedanke bei dieser Deklinationsweise ist, dass die Erlernbarkeit durch eine fehlende Differenzierung zwischen Dativ und Akkusativ gesteigert wird, da dies die beiden am schwersten auseinanderzuhaltenden grammatischen Fälle sind. Allerdings gibt es bisher kein grammatisches Geschlecht, in dem der Dativform mit dem Akkusativ zusammenfällt – nicht zuletzt, weil diese Unterscheidung in einigen Kontexten für das Verständnis eines Satzes relevant ist.

1.1.3. Deklination „ein/einet/einem/ein“

Hier wird die Deklination des Neutrums übernommen und nur die Genitivform abgewandelt, um ein möglichst Neoform-armes System zu erhalten. Dass der Dativ („einem“) nicht von dem des Maskulinums und Neutrums unterscheidbar ist, könnte in einigen Fällen aber zu Problemen führen, insbesondere bei substantivierten Adjektiven (z. B. „mit einem Bekannten“).

1.1.4. Deklination „ein/einet/einerm/ein“

In diesem System ist das Problem mit dem Dativ behoben (s. 1.1.3.), allerdings enthält das System als Folge davon nicht weniger Neoformen als alle anderen Systeme mit der Grundform „ein“, in denen der Akkusativ mit dem Nominativ identisch ist. Ein Vorteil der Endung „-et“ besteht darin, dass sie sich auch für eine Neutrum-nahe Deklination des jed-Paradigmas eignet (vgl. 3.3.2.), ohne die Nachteile von „-ers“ zu haben (vgl. 3.5.).

1.2. Grundform „eine“

Wie „ein“ ist dieses keine Neoform, den Menschen also vertraut. Die Endung „e“ passt zusätzlich zum bisher beliebten bestimmten Artikel „de“ und zur Substantivendung „e“ in z. B. „Schülere“. Allerdings ist diese Form, im Gegensatz zu „ein“, eindeutig einem Genus zugeordnet: dem Femininum. Damit könnte sie zwar von feministischer Seite mehr Zuspruch erhalten, von vielen anderen aber als nicht geschlechtsneutral empfunden werden. Außerdem stellt sich das Problem, dass ein folgendes Adjektiv nach den bisherigen Regeln der deutschen Grammatik schwach dekliniert werden müsste, wodurch eine Nominalphrase mit substantiviertem Adjektiv nicht vom Femininum unterscheidbar wäre: „eine Bekannte“. Das ließe sich zwar durch eine gesonderte Adjektivform lösen (z. B. „eine Bekanntey“), was aber die Erlernbarkeit verringert. Auch hier kann es bei der Kombination von „eine“ und einem Namen zu Missverständnissen führen (z. B. „Vorhin hat eine Kim angerufen.“).

1.2.1. Deklination „eine/einer/einer/eine“

Neben den in Punkt 0. aufgeführten Deklinationsvarianten ist für die Grundform „eine“ auch denkbar, sich im Genitiv und Dativ ebenfalls am Femininum zu orientieren: „eine/einer/einer/eine“. Die Geschlechtsneutralität wäre ja bereits am Substantiv markiert. Allerdings gibt es auch hier nicht nur das Problem der femininen Konnotation, sondern auch das der Ambiguität von Nominalphrasen mit substantiviertem Adjektiv, z. B. „mit einer Bekannten“.

1.3. Grundform „einet“

Das harte „t“ macht diese Grundform klar vom Maskulinum, Femininum und Neutrum unterscheidbar. Wenn der unbestimmte Artikel allerdings umgangssprachlich verkürzt wird, wie es bereits mit existierenden Artikeln in Sätzen wie „Ich hab ’ne Schwester in Deinem Alter“ getan wird, klingt das daraus resultierende „’net“ wie eine dialektische Variante von „nicht“, was mindestens zu Verwirrung und schlimmstenfalls zu Mehrdeutigkeit führen könnte.

1.4. Grundform „eint“

Zwar ist diese Grundform wie schon „ein“ einsilbig, was sprachökonomische Vorteile mit sich bringt, hat durch das angefügte „t“ aber nicht die gleiche maskuline Konnotation wie „ein“. Zumindest so lange nicht, wie das „t“ auch heraushörbar ist, was vor allem schwieriger zu realisieren ist, wenn das folgende Wort mit „t“ beginnt: „eint Therapeute“. Die Grundform „eint“ erinnert auch an das deutsche Indefinitpronomen „eins“, ist aber deutlich von diesem unterscheidbar, sodass einige seiner Nachteile neutralisiert werden (s. unten).

1.5. Grundform „eins“

Auch diese Grundform hat den Vorteil der Einsilbigkeit. Und wie „ein“ existiert die Form bereits (als Pronomen und als Numeral), ruft aber keine Assoziation mit dem Maskulinum hervor, da es bisher nur im Neutrum vorkommt. Dadurch, dass es bereits ein Pronomen und Numeral ist, könnten viele es in Artikelfunktion als ungrammatisch empfinden, möglicherweise sogar als albern. Zusätzlich könnte eine Assoziation mit dem Neutrum entstehen, wodurch es versächlichend oder sogar entmündigend wirkt.

1.6. Grundform „einens“

Dieser Vorschlag wurde von Lann Hornscheidt vorgebracht und hat bereits mediale Aufmerksamkeit erhalten. Hornscheidt motiviert die Endung dadurch, dass sie aus dem Mittelteil im Wort „Mensch“ besteht. Dies soll symbolisch ausdrücken, dass die Endung alle Menschen jeglichen Geschlechts einschließt. Sie ist lautlich klar von allen bisherigen Formen unterscheidbar. Durch das Konsonanten-Cluster „ns“ am Ende ist die Endung für einige allerdings etwas aufwändiger in der Aussprache. Außerdem könnte durch das finale „s“ eine verwirrende Assoziation mit dem Genitiv entstehen.

1.6.1. Deklination „einens/einens/einens/einens“

Im Originalsystem von Hornscheidt gibt es keine Kasusunterscheidung. Das hat einerseits den Vorteil, dass es sehr leicht zu erlernen ist, andererseits kann es in einigen Kontexten mindestens zu Verwirrung und schlimmstenfalls zu Mehrdeutigkeiten kommen.

1.7. Grundform „einier“

Die Endung „ier“ ist von einer Verschmelzung des femininen und maskulinen bestimmten Artikels übernommen: „die“ + „der“ —> „dier“. Daher ergibt sie eigentlich nur in Kombination mit diesem Artikel Sinn. Während diese Verschmelzung von Maskulinum und Femininum die Endung wohl für viele einleuchtend motiviert, könnte bei manchen Leuten der Eindruck entstehen, nichtbinäre Geschlechter würden von der Form nicht eingeschlossen. Ein weiterer Nachteil besteht darin, dass die Aussprache der Schriftform „einier“ für einige unklar sein könnte. Gewünscht ist zwar eine Aussprache wie in „Kefir“ oder „Fakir“, also mit der Betonung auf der ersten Silbe und einem geschlossenen „i“, aber Wörter, in denen „ier“ so ausgesprochen wird, gibt es im Deutschen bisher kaum (z. B. in „Haustier“). Einige würden „einier“ möglicherweise auf der letzten Silbe betonen wie „Papier“ oder „Klavier“. Oder „i“ und „er“ getrennt sprechen wie in „Vegetarier“ oder „Saurier“. Da dieser „ihr“-Laut im Deutschen nur sehr selten in unbetonten Silben vorkommt, könnte die angedachte Aussprache von vielen Leuten außerdem als zu aufwendig für ein häufig vorkommendes Wort empfunden werden.

1.7.1. Deklination „einier/einies/einiem/einien“

Für die Grundform „einier“ kommt eine Deklinationsweise in Betracht, die bei jeder anderen Grundform unmotiviert erscheinen würde: „einier/einies/einiem/einien“. Auch bei diesen Formen besteht das Potential, dass sie falsch ausgesprochen oder in der Aussprache als zu aufwendig empfunden werden könnten.

1.7.2. Deklination „einier/einers/einerm/einien“

Die Deklinationsweise „einier/einers/einerm/einien“ ist motivierter als die unter 1.7.1. behandelte, da hier alle Formen von einer Verschmelzung des femininen und maskulinen bestimmten Artikels kommen, nicht nur Nominativ und Akkusativ:
„die/der/der/die“ + „der/des/dem/den“ —> „dier/ders/derm/dien“
Außer der Grundform könnte hier auch die Akkusativform in der Aussprache als zu aufwändig empfunden werden.

1.8. Grundform „einey“

Diese Endung ist primär durch die Assoziation mit „they“ motiviert, welches sich im Englischen rasant als geschlechtsneutrales Singular-Pronomen verbreitet hat. Außerdem weist sie eine größere Nähe zum Femininum auf als zum Maskulinum, was von feministischer Seite positiv bewertet werden könnte. Allerdings stellt sich auch hier das Problem der Aussprache: Für viele dürfte es klar sein, dass „ey“ wie im englischen „they“ artikuliert werden soll. Einige haben aber möglicherweise Schwierigkeiten, diesen Diphthong zu realisieren, da er bisher kein fester Bestandteil des deutschen Lautinventars ist. Daher könnte „ey“ von vielen wie „ee“ (wie in „Kaffee“) oder wie „i“ (wie in „Handy“) ausgesprochen werden. Auch die Ausspracheweise „ai“ (wie in „Spiegelei“) könnte für einige die erste Wahl sein, da „ey“ in einigen Eigennamen so ausgesprochen wird (z. B. „Meyer“). Und selbst wenn „ey“ korrekt artikuliert wird, könnte die Aussprache in der unbetonten Silbe für viele dennoch zu aufwändig sein, wodurch es bei häufigem Gebrauch zu „e“ oder „i“ verschliffen werden könnte. Die meisten dieser Aussprachevarianten wären allerdings unproblematisch. Es bestünde dann nur das Problem, dass Menschen, die es bisher nur in gesprochener Form mitbekommen haben, die Form eher nicht als „einey“ verschriftlichen würden, sondern bspw. als „einei“ oder „eine“. Davon abgesehen gibt es noch das Problem, dass „ey“ für einige zu fremd klingen könnte, wodurch es auch schwieriger werden könnte, Menschen aus der gesellschaftlichen Mitte für die Verwendung inklusivischer Formen zu gewinnen.

1.9. Grundform „einern“

Die Endung „ern“ passt lautlich und vom Schriftbild her gut zu den Deklinationsendungen „ers“, „erm“ und „ern“, da die Endungen aller Kasus dann die Buchstabenfolge „er“ enthalten. Auch die leichte und intuitive Aussprachenbarkeit („einern“ als „einan“) ist ein Vorteil. Es gibt allerdings zwei Nachteile: Erstens könnte die Form durch das „r“ mit dem Maskulinum assoziiert werden. Zweitens ist für einige möglicherweise nicht direkt ersichtlich, dass es sich um eine Nominativform handeln soll, da das „r“ im ein-Paradigma bisher nur im Genitiv und Dativ vorkommt und das „n“ nur im Akkusativ des Maskulinums.

1.10. Grundform „einen“

Im Deutschen gehört „-en“ zu den häufigsten und vielseitigsten Endungen. Die meisten Verwendungen davon sind geschlechtsneutral. Deshalb ist diese Grundform auch besonders leicht aussprechbar. Sie existiert auch bereits im ein-Paradigma der Artikel, dort allerdings ausschließlich als Akkusativ des Maskulinums, was für einige zu einer Assoziation mit dem Maskulinum führen könnte. Bei dieser Grundform sollte der Akkusativ eine eigene Endung erhalten, damit er nicht mit dem des Maskulinums identisch ist.

2. Definiter Artikel

2.1. Grundform „de“

Diese Grundform liegt phonologisch sehr neutral zwischen „die“, „der“ und „das“ und ist eindeutig von allen dreien unterscheidbar. Auch erinnert sie an das englische geschlechtsneutrale „the“. Im Niederländischen ist „de“ sogar bereits in dieser Form ein geschlechtsneutraler Artikel. Das Wort ist sehr leicht und unaufwändig auszusprechen. Das „e“ kann bei einem folgenden Wort sogar manchmal so weit reduziert werden, dass der Artikel mit der nächsten Silbe verschmilzt: „de Lehrere“ —> „dlehrere“. Das kann allerdings auch zur Folge haben, dass manche ihn nicht als Artikel verstehen.

2.1.1. Deklination „de/der/der/de“

Wie „eine/einer/einer/eine“ orientiert sich diese Deklinationsweise am Femininum. Nur ist der Artikel hier im Nominativ und Akkusativ vom Femininum unterschieden, sodass die Konnotation neutraler wäre. Im Genitiv und Dativ besteht das Problem aber nach wie vor. Um eine Ambiguität bei einem folgenden substantivierten Adjektiv (z. B. „mit der Bekannten“) zu vermeiden, bedarf es einer Ausweichform wie z. B. „Bekanntey“.

2.1.2. Deklination „de/dis/dim/din“

Bei dieser Deklination ist vorgesehen, dass das „i“ in „dis“ kurzgesprochen wird, in „dim“ und „din“ hingegen lang, parallel zu den maskulinen Formen „des“, „dem“ und „den“. Alle Formen sind zwar eindeutig vom Maskulinum unterscheidbar, diesem doch aber noch am ähnlichsten. Außerdem könnte die unterschiedliche Aussprache des „i“ für einige unintuitiv sein.

2.1.3. Deklination „de/ders/dern/dern“

Durch das Fehlen der Unterscheidung zwischen Dativ und Akkusativ ist diese Deklination besonders leicht zu erlernen, allerdings kann es auch zu mehrdeutigen Sätzen führen.

2.1.4. Deklination „de/det/dem/de“

Ein Vorteil dieses Systems ist, dass keine neue Endung für den Dativ gelernt werden muss. Dadurch kann es allerdings auch zu Schwierigkeiten in der Differenzierung vom Maskulinum bzw. Neutrum kommen.

2.1.5. Deklination „de/det/derm/de“

In diesem System ist das Problem mit dem Dativ behoben (s. 2.1.3.). Ein Vorteil der Endung „-et“ besteht darin, dass sie sich auch für eine Neutrum-nahe Deklination des jed-Paradigmas eignet (vgl. 3.3.2.), ohne die Nachteile von „-ers“ zu haben (vgl. 3.5.).

2.2. Grundform „det“

Die Form „det“ zeichnet sich vor allem durch ihre eindeutige Unterscheidbarkeit von den anderen Grundformen aus. Durch die Nähe zum dialektischen „dat“ geht damit für einige allerdings wahrscheinlich eine Assoziation mit dem Neutrum einher, die negativ empfunden werden könnte.

2.3. Grundform „dens“

Ursprünglich von Lann Hornscheidt vorgeschlagen, hat diese Form schon ein wenig öffentliche Aufmerksamkeit erhalten. Vorteilhaft ist die klare Unterscheidbarkeit von den anderen Artikeln, einige könnten die Form allerdings anfangs für einen Genitiv halten. Auch eine Assoziation mit dem Neutrum ist nicht auszuschließen.

2.3.1. Deklination „dens/dens/dens/dens“

Lann Hornscheidts Vorschlag sieht keine Deklination der Artikel vor. Das macht das System zwar leichter erlernbar, kann aber in einigen Kontexten zu Missverständnissen führen.

2.4. Grundform „dier“

Bei dieser Form handelt es sich um eine Verschmelzung des femininen Artikels „die“ mit dem maskulinen „der“, was sie wohl für viele einleuchtend motiviert. Einige könnten sich aber auch an der impliziten Binarität stören. Außerdem ist in der gesprochenen Sprache eine Verschleifung zu „die“ nicht auszuschließen.

2.4.1. Deklination „dier/dies/diem/dien“

Diese Formen entstehen bei einem konsequenten ersetzen des „e“ in den maskulinen Formen durch „ie“. Die dadurch entstehende Nähe zum Maskulinum könnte für einige aber durch den eher ans Femininum erinnernden Laut „ie“ ausgeglichen werden.

2.4.2. Deklination „dier/ders/derm/dien“

Wenn der Gedanke der Verschmelzung von Femininum und Maskulinum auch auf die Deklination übertragen wird, erhalten wir diese Formen:
„die/der/der/die“ + „der/des/dem/den“ —> „dier/ders/derm/dien“.
Diese Formen sind insofern motivierter als die unter 2.4.1 behandelten.

2.5. Grundform „dey“

Da der Diphthong „ey“ im Deutschen bisher kaum vorkommt, hat er auch keine negativen Konnotationen oder ruft Assoziationen mit einer existierenden Form hervor. Allerdings ist er für einige auch schwieriger auszusprechen und hat einen fremdartigen Klang. Außerdem könnte die Grundform im Sprechfluss selbst bei korrekter Aussprache wie „die“ klingen.

3. Jed-Paradigma

3.1. Grundform „jed“

Die Endungslosigkeit könnte genau wie bei „ein“ als besonders geschlechtsneutral empfunden werden. Der Unterschied ist nur, dass „ein“ bereits im Maskulinum und Neutrum existiert. Im jed-Paradigma gibt es keine endungslose Grundform, die schon maskulin belegt wäre, „dies“ kommt allerdings bereits im Neutrum vor. Die anderen endungslosen Grundformen sind entweder in allen Genera vertreten (z. B. „welch“) oder existieren gar nicht (z. B. „jed“). Ein Nachteil ist allerdings, dass es für viele wahrscheinlich unintuitiv wäre, eine endungslose Form als Pronomen zu verwenden. Dort müsste also wie bei „ein“ eine Ausweichform gefunden werden. Genauso für die starken Adjektive, deren Deklination bisher überwiegend mit der des jed-Paradigmas übereinstimmt: Mit einem endungslosen Adjektiv wären Phrasen wie „als Abgeordnet reise ich viel“ für die meisten eher unintuitiv.

3.2. Grundform „jede“

Wie „eine“ ist dieses keine Neoform, den Menschen also vertraut. Die Endung „e“ passt zusätzlich zum bisher beliebten bestimmten Artikel „de“ und zur Substantivendung „e“ in z. B. „Schülere“. Allerdings ist diese Form wie „eine“ bereits dem Femininum zugeordnet. Außerdem stellt sich genau wie bei „eine“ das Problem, dass eine Nominalphrase mit substantiviertem Adjektiv entweder nicht vom Femininum unterscheidbar wäre („jede Bekannte“) oder eine gesonderte Adjektivform verwenden müsste (z. B. „jede Bekanntey“), was aber die Erlernbarkeit verringert.

3.2.1. Deklination „jede/jeder/jeder/jede“

Diese Deklination wäre besonders leicht erlernbar, da mit dem Femininum identisch. In den meisten Nominalphrasen wäre die Geschlechtsneutralität ja bereits am Substantiv markiert, nur eben nicht bei einem folgenden substantivierten Adjektiv, z. B. „mit einer Bekannten“. Dort müsste eine Ausweichlösung gefunden werden.

3.3. Grundform „jedet“

Das harte „t“ macht diese Grundform klar vom Maskulinum, Femininum und Neutrum unterscheidbar. Allerdings käme bei einigen wohl wie bei „det“ eine Assoziation mit dem Neutrum auf.

3.3.1. Deklination „jedet/jedet/jedem/jedet“

Diese Deklination entsteht, wenn das „s“ in den Formen des Neutrum systematisch durch „t“ ersetzt wird. Dadurch ist das System leicht zu erlernen. Dass der Dativ keine Neoform erhält, kann allerdings zu Nachteilen führen.

3.3.2. Deklination „jedet/jedet/jederm/jedet“

In diesem System ist das Problem mit dem Dativ behoben (s. 3.3.1.). Ein Vorteil der Endung „-et“ besteht darin, dass sie im Gegensatz „-ers“ (vgl. 3.5.) nicht ans Maskulinum erinnert.

3.4. Grundform „jedens“

Diese von Hornscheidt vorgeschlagene Grundform ist lautlich klar von allen bisherigen Formen unterscheidbar. Durch das Konsonanten-Cluster „ns“ am Ende ist die Endung für einige allerdings etwas aufwändiger in der Aussprache. Außerdem könnte durch das finale „s“ eine Assoziation nicht nur mit dem Neutrum, sondern auch mit dem Genitiv entstehen.

3.4.1. Deklination „jedens/jedens/jedens/jedens“

Lann Hornscheidts Vorschlag sieht keine Deklination der Artikel vor. Das macht das System zwar leichter erlernbar, kann aber in einigen Kontexten zu Missverständnissen führen.

3.5. Grundform „jeders“

Diese Grundform kann als Verschmelzung aller drei existierenden Grundformen betrachtet werden:
„jede“ + „jeder“ + „jedes“ —> „jeders“
Allerdings ist die feminine Form weniger eindeutig sichtbar.

3.5.1. Deklination „jeders/jeders/jederm/jeders“

Diese Deklination ist besonders leicht erlernbar, nicht nur weil sie lediglich den Dativ unterscheidet, sondern auch weil sie durch mechanisches Einfügen eines „r“ in die neutralen Formen („jedes/jedes/jedem/jedes“) entsteht.

3.6. Grundform „jedier“

Die Endung „ier“ ist von einer Verschmelzung des femininen und maskulinen bestimmten Artikels übernommen, was die Endung einerseits einleuchtend motiviert, von anderen aber auch als implizit binär empfunden werden könnte. Außerdem mag wie bei „einier“ die Aussprache für einige nicht eindeutig ersichtlich sein. Darüber hinaus könnte die Artikulation des geschlossenen „i“ in einer unbetonten Silbe als zu aufwändig empfunden werden.

3.6.1. Deklination „jedier/jedies/jediem/jedien“

Hier wird das „e“ in der Endung der maskulinen Formen konsequent durch „ie“ ersetzt, was zwar einerseits die Erlernbarkeit erhöht, das System andererseits aber maskuliner wirken lässt. Außerdem könnte die Aussprache der Deklinationsformen wie schon die der Grundform für einige unklar oder zu aufwändig sein.

3.6.2. Deklination „jedier/jeders/jederm/jedien“

Diese Deklinationsweise ist motivierter als die unter 3.5.1. behandelte, da hier alle Formen von einer Verschmelzung des femininen und maskulinen bestimmten Artikels kommen, nicht nur Nominativ und Akkusativ. Die Akkusativform könnte für einige in der Aussprache unklar oder zu aufwändig sein.

3.7. Grundform „jedey“

Da der Diphthong „ey“ im Deutschen bisher kaum vorkommt, hat er auch keine negativen Konnotationen oder ruft Assoziationen mit einer existierenden Form hervor. Allerdings ist er für einige auch schwieriger auszusprechen (vor allem in einer unbetonten Silbe) und hat einen fremdartigen Klang.

3.7.1. Deklination „jedey/jeders/jedern/jedern“

Durch das Fehlen der Unterscheidung zwischen Dativ und Akkusativ ist diese Deklination besonders leicht zu erlernen, allerdings kann es auch zu mehrdeutigen Sätzen führen.

3.8. Grundform „jedi“

Die lautliche Nähe zum, aber eindeutige Unterscheidbarkeit vom Femininum ist bei dieser Form von Vorteil. Allerdings könnte bei einigen eine Assoziation mit einer Verniedlichungsform entstehen. Außerdem mit den Jedi-Rittern aus Star Wars, allerdings würde diese nur beim Stamm „jed-“ auftreten.

3.8.1. Deklination „jedi/jedis/jedim/jedin“

Bei dieser Deklination wird das „e“ in den maskulinen Formen „jedes“, „jedem“ und „jeden“ durch ein „i“ ersetzt, was zwar die Erlernbarkeit steigert, allerdings sind die Formen lautlich kaum bis gar nicht vom Maskulinum unterscheidbar, vor allem im Genitiv und Dativ.

3.9. Grundform „jedern“

Die Endung „ern“ passt lautlich und vom Schriftbild her gut zu den Deklinationsendungen „ers“, „erm“ und „ern“. Auch die leichte und intuitive Aussprachenbarkeit ist ein Vorteil. Allerdings liegt die Form „jedern“ lautlich wie schriftlich sehr nah an der maskulinen Form „jeder“.

3.10. Grundform „jeden“

Zwar hat die Endung „-en“ bereits vielseitige Verwendung, und das zumeist geschlechtsneutral, und ist dadurch auch sehr leicht aussprechbar. Allerdings existiert sie im jed-Paradigma bisher nur im Maskulinum des Akkusativs.