Pro-Contra-Liste: Koseformen für Eltern

Auf dieser Seite geben wir eine Übersicht über die aus unserer Sicht wichtigsten Argumente für und gegen die verschiedenen vorgeschlagenen geschlechtsneutralen Koseformen für Eltern und Großeltern. Fast jede Koseform ist nach einem der folgenden Muster gebildet, wobei X für einen der Konsonanten b, f, w, t, n oder s steht:

  • XaXa / XaXi
  • AXa / AXi
  • OXa / OXi

Während XaXa/‑i und OXa/‑i nach Mama/Papi bzw. Opa/Omi gebildet sind, hat das Muster AXa/‑i nicht direkt ein Äquivalent im Hochdeutschen, kann jedoch als Mittelding zwischen diesen beiden verstanden werden. Außerdem existiert es in einigen anderen Sprachen durchaus bei Koseformen für Eltern (vgl. z. B. Türkisch ana, Baskisch ama), und durch diese Formen lassen sich teilweise Nachteile vermeiden, die durch das Muster XaXa/‑i entstehen.

Allgemein ist zu beachten, dass Kinder in der frühen Phase der Sprachentwicklung mit Lautverkettungen wie Mama oder Papa nicht direkt die Eltern meinen, sondern diese nur am einfachsten auszusprechen finden. Allgemein artikulieren Kinder zuerst Doppellippenlaute (Bilabiale) wie /b/, /p/ und /m/, gefolgt von Zahndammlauten (Alveolare) wie /t/, /d/ und /n/.

Ein allgemeines Argument für die Vorschläge mit den Konsonanten b, f und w besteht darin, dass diese Laute genau wie m und p in Mama bzw. Papa mit den Lippen gebildet werden.

Baba/BabiAba/Abi • Oba/Obi

Baba hat in mehreren Sprachen (z. B. Türkisch, Arabisch, Persisch, Hindi, Chinesisch und Suaheli) die Bedeutung von ‚Vater‘. In mehreren slawischen Sprachen hat Baba oder ein ähnliches Wort die Bedeutung von ‚Großmutter‘. Babi könnte an Barbie und eventuell auch an Baby erinnern.

Aba klingt wie die berühmte Pop-Gruppe ABBA, Abi wie die Kurzform von Abitur.

Oba würde von vielen so wie Ober ausgesprochen werden und dadurch womöglich mit einem männlichen Oberkellner assoziiert werden. Obi ist der Name einer großen Baumarktkette.

Fafa/FafiAfa/Afi Ofa/Ofi

Fafi könnte an den häufigen Hundenamen Fiffi erinnern. Lautlich erinnert diese Form mehr an Vater als an Mutter und könnte daher als nicht geschlechtsneutral genug empfunden werden.

Afa und Afi könnten an Affe erinnern.

Ofi reimt sich für einige Deutschsprachige auf Doofi.

Wawa/WawiAwa/Awi Owa/Owi

Wawa und Wawi könnten an Wauwau und Wauwi und damit an Hunde erinnern.

Awa klingt wie das lateinische Wort ava (‚Großmutter‘) klingen. Auf Italienisch bedeutet ava ‚Vorfahrin‘ und avi ‚Vorfahren‘.

Tata/TatiAta/Ati Ota/Oti

Tata bzw. sehr ähnlich klingende Wörter haben auf mehreren Sprachen (z. B. Polnisch, Tschechisch, Ukrainisch, Rumänisch und einigen Varianten des Spanischen) die Bedeutung von ,Vater‘, in ein paar anderen, in Deutschland allerdings weniger bekannten Sprachen auch das Wort ata. Außerdem ist tatas im amerikanischen Englisch ein Slang-Ausdruck für Brüste (wobei dieses Wort im deutschsprachigen Raum wohl verhältnismäßig wenigen Englisch-Kundigen bekannt ist).

Nana/NaniAna/AniOna/Oni

Nana wird im Englischen manchmal als Koseform für grandmother benutzt. Nani kann an das englische Wort nanny (Kindermädchen) erinnern oder an das japanische nani ‚was?‘, das einige Leute aus Animes und Memes kennen. Auf Hindi bedeutet nānā ‚Großvater mütterlicherseits‘ und nānī ‚Großmutter mütterlicherseits‘.

In einer Reihe von Sprachen ist ana das Wort für Mutter. Ana und Ani klingen außerdem wie die weiblichen Namen Anna und Anni.

Sasa/Sasi • Asa/Asi Osa/Osi

Auf Suaheli lautet der Wortstamm für ‚Elternteil’ zazi, was fast genauso ausgesprochen wird wie Sasi. Allerdings können Kleinkinder Zischlaute wie s noch nicht gut artikulieren.

Asi ist bereits eine Beleidigung für Menschen, die sich rücksichtslos verhalten.

Osa ist das spanische Wort für Bärin (dort mit stimmlosen s gesprochen). Osi könnte einige Leute an Ossi erinnern.

Pama/PamiMapa/Mapi Ampa/Ampi Ompa/Ompi

Diese Wörter könnten für Kinder in frühen Phasen der Sprachentwicklung zu schwierig zu artikulieren sein, da sie zwei unterschiedliche Konsonanten enthalten, auch wenn es Doppellippenlaute sind.

Da viele Nichtbinäre ihre Geschlechtsidentität nicht als eine Kombination von Weiblichkeit und Männlichkeit konzeptionalisiert sehen wollen, könnten die Vorschläge, die m und p kombinieren, von einigen dieser Personen als unpassend empfunden werden.

Die Formen Ampa und Ampi könnten zudem an das Wort Ampel erinnern.

Bawa/Bawi

Der größte Nachteil dieser Formen ist wohl, dass sie zwei unterschiedliche Konsonanten enthalten, weshalb sie für sehr junge Kinder schwierig auszusprechen wären. Dafür gibt es keine direkt ersichtlichen negativen Assoziationen, die im Weg stehen würden.

Yubo/Yuba

Da diese Formen weder ansatzweise wie Mama noch wie Papa klingen, könnten sie als bewusster Ausbruch aus der Geschlechter-Binarität verwendet werden. Gleichzeitig könnte es auch passieren, dass viele sie dadurch gar nicht als Koseformen für Eltern auffassen; die Formen haben auch sonst keinen ohne Weiteres herleitbaren Bezug zu der intendierten Bedeutung. Außerdem kommt der Buchstabe y nicht in Wörtern des deutschen Erbwortschatzes vor und könnte somit als fremd empfunden werden.