Auf dieser Seite geben wir eine Übersicht über die aus unserer Sicht wichtigsten Argumente für und gegen die verschiedenen vorgeschlagenen geschlechtsneutralen Alternativen für Schwester/Bruder, Vater/Mutter, Tochter/Sohn.
Für alle vorgeschlagenen Formen könnte der inklusivische Artikel de verwendet werden, was zu einer intuitiven Einheitlichkeit mit dem System führen würde. Bei einigen Vorschlägen sind alternative Artikel-Möglichkeiten aufgeführt.
Allgemeine Bemerkungen zu Vorschlägen, die auf ‑ling enden: Zwar gelten Personenwörter auf ‑ling mehr oder weniger als geschlechtsneutral (vgl. Liebling, Prüfling, Säugling), doch einige Menschen empfinden die Endung ‑ling als entmenschlichend (ein Grund, warum oft Geflüchtete statt Flüchtlinge gesagt wird).
Schwester/Bruder
Geschwister
+ existiert bereits, wodurch die meisten sofort verstehen, was gemeint ist
– ist bisher im Singular unüblich
– ist drei Silben lang
Artikel: das
+ bisher üblicher Artikel (wenn auch selten verwendet, da das Wort meist im Plural steht)
– könnte für einige versächlichend wirken
Plural: Geschwister
+ das ist der bisher übliche Plural
Plural: Geschwisterne
+ dieser Plural passt besser ins Inklusivum, wo der Plural immer auf ‑rne endet
Sippling (Pl.: Sipplinge)
+ analog zu engl. sibling (sib ist mit dem deutschen Wort Sippe verwandt)
– das Wort Sippe/Sippschaft ist für einige Leute negativ konnotiert
– könnte so klingen, als ob es ein beliebige Nachfahre sein könnte, nicht nur ein Geschwister
(Für weitere Argumente s. dritten Absatz der Einleitung.)
Sibling
+ direkte Übernahme des englisches Wortes für Geschwister
+ könnte dadurch den Menschen vertrauter sein
– manche Leute könnten sich eine „deutschere“ Lösung wünschen
(Für weitere Argumente s. dritten Absatz der Einleitung.)
Plural: Siblinge
+ deutscher Plural von Substantiven auf ‑ling (vgl. Lieblinge)
Plural: Siblings
+ englischer Plural (weil es ein Anglizismus ist, könnte das für einige Leute intuitiver sein)
Sib (Pl.: Sibs)
+ Kurzform von Sibling
+ prägnant
– könnte in bestimmten Kontexten zu salopp klingen
Vater/Mutter
Elter
+ besonders im Plural bereits üblich, aber im Singular auch schon gelegentlich verwendet
+ endet genau wie Mutter und Vater auf -ter
– trotzdem könnte Verwendung im Singular für manche befremdlich wirken
– klingt genauso wie älter, was in manchen Kontexten verwirren könnte
Artikel: das
+ bisher etablierter Artikel von Elter
– könnte entmenschlichend wirken
Plural: Eltern
+ bisher etablierter Plural von Elter
Plural: Elterne
+ gliedert sich gut ins Inklusivum ein
Elte
+ gliedert sich gut ins Inklusivum ein, wo Personensubstantive in aller Regel auf ‑e enden
+ keine Verwirrungsgefahr wegen älter
– könnte wegen der Kürze und Ungewohntheit nicht sofort als geschlechtsneutrale Alternative zu Mutter/Vater verständlich sein
Plural: Eltern
+ wie bisher
– es könnte sich gefragt werden, woher das r im Plural kommt, wo der Singular keines enthält
Plural: Elterne
+ passend zum Inklusivum, was die Form Elte nahelegt
– könnte besonders auf Befremden stoßen, da der bisherige Plural Eltern ja bereits geschlechtsneutral ist
Elternteil
+ bisher üblichere Alternative zu Elter im Singular
– könnte für einige Kontexte zu unpersönlich wirken (z. B. wenn jemand das Wort benutzt, um über ein eigenes nichtbinäres Elternteil zu sprechen)
– impliziert, dass die Person ein Teil von zwei oder mehr Eltern ist, was aber nicht in allen Familien der Fall ist
Tochter/Sohn
Kind
+ bereits etabliert
+ kurz
– wegen der anderen Bedeutung des Wortes (‚präpubertärer Mensch‘) vielleicht unpassend für Jugendliche und Erwachsene
Artikel: das
+ etablierter Artikel
– weicht vom Gesamtsystem ab
Spross
+ bereits existierendes, wenn auch veraltendes Wort mit der Bedeutung ‚leibliches Kind‘
– könnte zu sehr an Pflanzen erinnern
Plural: Sprosse
+ bereits existierende mögliche Pluralform
– könnte in bestimmten Kontexten klingen, als ginge es um eine (Leiter/Pflanzen)sprosse („Ich möchte dir meine Sprosse vorstellen“)
Plural: Sprossen
+ ebenfalls bereits etablierte Pluralform
– ist gleichzeitig der Plural von Sprosse
Plural: Sprösse
+ klingt weder nach einer Sprosse noch nach dem Plural davon
+ auch bei Tochter und Sohn wird im Plural o zu ö
– Form existiert bisher nur als Konjunktiv II von sprießen, was in manchen Kontexten vielleicht verwirren könnte
Plural: Sprosserne
+ gliedert sich gut ins Inklusivum ein
– länger als die anderen Lösungen
Sprössling
+ bereits etabliertes Wort in der Bedeutung ‚Nachkommere‘
– könnte für manche zu scherzhaft klingen, um sich in allen Kontexten angemessen anzufühlen
– könnte zu sehr an Pflanzen erinnern
(Für weitere Argumente s. dritten Absatz der Einleitung.)
Ableger
+ existiert bereits in der Bedeutung ‚Nachkomme/Sohn‘
– könnte wegen der Endung ‑er und weil es bisher mit dem Artikel der benutzt wird, zu männlich wirken
– könnte zu sehr an Pflanzen erinnern
– bisher eher scherzhaft konnotiert, was in manchen Situationen unpassend sein könnte
Ablegere
+ inklusivische Form von Ableger, die den geschlechtsbezogenen Nachteil davon löst
– viermal so viele Silben wir Kind
Abkömmling
+ existiert bereits in der Bedeutung ‚Nachkommere‘
– könnte so klingen, als ob es ein beliebige Nachfahre sein könnte, nicht nur ein Kind
(Für weitere Argumente s. dritten Absatz der Einleitung.)
Nachwuchs
+ recht prägnant und bereits in Benutzung
– eher scherzhaft konnotiert, was in manchen Situationen unpassend sein könnte
– könnte sich auch auf mehrere Personen beziehen
Artikel: der
+ bisher der übliche Artikel von Nachwuchs
– könnte sich zu männlich anfühlen
Nachkommere
+ vom bereits existierenden Wort Nachkomme/Nachkommin
– könnte so klingen, als ob es ein beliebige Nachfahre sein könnte, nicht nur ein Kind
– viermal so viele Silben wir Kind
Sochter
+ Kofferwort auf Sohn und Tochter
– reimt sich auf Tochter und könnte daher für manche zu weiblich klingen
Plural: Söchter
+ auch bei Tochter und Sohn wird im Plural o zu ö
Plural: Sochtern
+ analog zu Elter→Eltern
+ reimt sich nicht auf Töchter
Plural: Sochterne
+ gliedert sich gut ins Inklusivum ein
+ reimt sich nicht auf Töchter
– länger als die anderen Lösungen