Ergebnisse der Umfrage zum Gesamtsystem der starken Endung (Juni 2022)

Vom 15.6. bis zum 27.6.2022 haben wir innerhalb unserer Diskussionsforen eine Umfrage durchgeführt, um zu ermitteln, welche Vorschläge für das Gesamtsystem der starken Endung am beliebtesten sind.

Die sechs Gesamtsysteme, die sich für die weitere Arbeit qualifiziert haben, lauten wie folgt:

  • ey/ey/ey + ey/ey
  • e/re/re + re/re
  • e/re/re + ere/ere
  • e/e/∅ + ere/ere
  • e/ere/ere + ere/ere
  • e/e/∅ + ∅/∅

Auf dem Rest dieser Seite erläutern wir zuerst, wie wir die Umfrage durchgeführt haben und was die fünf Anwendungskontexte sind, um die es in dieser Umfrage ging. Danach stellen wir die Ergebnisse und die statistische Auswertung vor.

Die Umfrage

Bei dieser Umfrage wurden fünf Anwendungskontexte der starken Endung thematisiert:

  1. Adjektiv ohne Artikel vor Substantiv
  2. Substantiviertes Adjektiv ohne Artikel
  3. Adjektiv vor Name in Anrede
  4. Artikelpronomen
  5. Artikel des jed-Paradigmas

Auf Grundlage der vorherigen Umfrage und den darauf folgenden Vorabstimmungen zu Gesamtsystemen mit den Endungen -ey und -ei haben sich die folgenden elf Gesamtsysteme für diese Umfrage qualifiziert, wobei die fünf Endungen den fünf oben genannten Anwendungskontexten entsprechen (das Symbol „∅“ steht für die leere Endung, also quasi die Abwesenheit einer Endung; die letzten beiden Verwendungskontexte sind der Übersichtlichkeit halber von den ersten drei durch ein Plus-Zeichen abgetrennt):

  • ey/ey/ey + ey/ey
  • ey/ey/ey + ∅/∅
  • ey/ey/ey + ey/∅
  • ei/ei/ei + ei/ei
  • e/ere/ere + ere/ere
  • e/re/re + ere/ere
  • e/re/re + re/re
  • e/e/∅ + ere/ere
  • e/∅/∅ + ere/ere
  • e/e/∅ + ∅/∅
  • e/∅/∅ + ∅/∅

In der Umfrage wurden die zur Wahl stehenden Gesamtsysteme jeweils durch einen Beispielsatz veranschaulicht, der im Fall des Systems „ey/ey/ey + ey/ey“ wie folgt lautete: „Zuerst als langjährigey Umwelt-Aktiviste und dann als Landtagsabgeordnetey hast Du, liebey Kim, viele wichtige Erfahrungen gesammelt, wodurch Dir jedey in unserem Team und jedey Teilnehmere unserer Workshops vertraut.“ (Die fünf Wörter mit der Endung „-ey“ entsprechen den fünf Anwendungskontexten genau in der oben aufgeführten Reihenfolge.)

Die Teilnehmerne konnten jeden Vorschlag mit einer Note von 1 bis 6 bewerten, wobei erläutert wurde, dass 1 „sehr gut“, 4 „gerade so akzeptabel“ und 6 „sehr schlecht“ bedeutet.

Vor der Umfrage haben wir die wichtigsten Argumente, die während der Diskussion für oder gegen die verschiedenen Vorschläge vorgebracht wurden, zu einer Pro-Contra-Liste zusammengetragen, auf die wir in der Einleitung der Umfrage verwiesen haben.

Die Ergebnisse

Es haben 15 Personen teilgenommen. In der folgenden Graphik werden die Durchschnittsnoten der elf Vorschläge dargestellt:

Durchschnittsnoten der elf Gesamtsysteme

Das System „ey/ey/ey + ey/ey“ hat mit der Durschschnittsnote 3,2 am besten abgeschnitten. Auf den Positionen 2 bis 8 folgen die sieben Systeme, die weder von -ey noch von -ei Gebrauch machen, sondern zwei bis drei der Endungen -e, -re, -ere bzw. der leeren Endung -∅ kombinieren.

Die Datei mit den Rohdaten und Details zu den im nächsten Abschnitt erläuterten statistischen Auswertungen lässt sich hier herunterladen.

Statistische Analyse der Ergebnisse

Wir wollen die Ergebnisse dieser Umfrage dafür verwenden, zu bestimmen, welche Vorschläge in der geplanten zweiten öffentlichen Umfrage zur Wahl stehen. Der Schnitt zwischen den Vorschlägen, die sich dafür qualifizieren, und denen, die wir nicht weiter betrachten, sollte möglichst systematisch gemacht werden, um Willkür zu vermeiden. Wie schon bei den vorherigen acht Umfragen haben wir zu diesem Zweck eine Likelihood-Analyse durchgeführt, also für jeden Vorschlag die wahrscheinlichkeitstheoretische Plausibilität dafür bestimmt, dass dieser Vorschlag unter allen an diesem Thema interessierten Deutschsprachigen am beliebtesten wäre (also die höchste Durchschnittsnote hätte, wenn wir alle interessierten Personen befragen könnten). Die Methodik wird im Artikel zur Substantivumfrage erläutert. Dabei sind die folgenden Werte herausgekommen:

ey/ey/ey + ey/ey41,9 %
e/re/re + re/re23,7 %
e/re/re + ere/ere12,4 %
e/e/∅ + ere/ere8,7 %
e/ere/ere + ere/ere5,9 %
e/e/∅ + ∅/∅3,9 %
e/∅/∅ + ∅/∅2,5 %
e/∅/∅ + ere/ere1,0 %
ey/ey/ey + ey/∅0,1 %
ey/ey/ey + ∅/∅0,0 %
ei/ei/ei + ei/ei0,0 %

Wenn wir wie bei den früheren Umfragen den Schnitt zwischen qualifizierten und ausgeschiedenen Vorschlägen so setzen, dass die Irrtumswahrscheinlichkeit unter 5 % liegt, dann haben sich die sechs beliebtesten Vorschläge qualifiziert. (Den Schnitt schon nach dem fünften Vorschlag anzusetzen würde zu einer Irrtumswahrscheinlichkeit von 3,9 % + 2,5 % + 1,0 % + 0,1 % = 7,5 % führen, was über 5 % liegt und daher zu hoch ist.)

Fazit

Die gruppeninterne Arbeit zur Konsensfindung bezüglich der starken Endung ist mit dieser Umfrage abgeschlossen. In wenigen Monaten werden wir eine zweite öffentliche Umfrage zu geschlechtsneutralem Deutsch durchführen, in der unter anderem die starke Endung thematisiert wird, um für dieses Detail des von uns per Konsensfindung entwickelten geschlechtsneutralen Sprachsystems eine für möglichst viele Menschen passende Lösung zu finden. Es ist dabei auch denkbar, dass das von uns empfohlene System eine gewisse Flexibilität bezüglich der starken Endung aufweisen wird; insbesondere bezüglich der vier Systeme, die bei dieser Umfrage auf den Positionen 2 bis 5 gelandet sind und untereinander große Ähnlichkeiten aufweisen, könnte es sich anbieten, sie in einem solchen flexiblen System zu verschmelzen. Dies würden wir später abhängig von den Ergebnissen der zweiten öffentlichen Umfrage thematisieren.