(Mai–Juni 2023)
Vom 30.5. bis zum 11.6.2023 haben wir innerhalb unserer Diskussionsforen eine Umfrage durchgeführt, um zu ermitteln, wie beliebt verschiedene Vorschläge dafür sind, das Konzept „nichtbinäre Person“ in einem einzigen Wort zum Ausdruck zu bringen.
Das Wort Enby war dabei eindeutig beliebter als alle anderen Vorschläge und hat sich damit als einzige Form dafür qualifiziert, auf unserer Webpräsenz erwähnt zu werden. Im Plural war Enbys nur minimal beliebter als Enbies, sodass wir beide Schreibungen erwähnen werden, allerdings mit dem Hinweis, dass nur Enbys der deutschen Rechtschreibnorm entspricht.
Auf dem Rest dieser Seite erläutern wir die Durchführung und die Ergebnisse dieser Umfrage im Detail.
Die Umfrage
In der Umfrage zu den Anredeformen im April haben sich die Formen Enby, Enbe, Nonbi und Nib als spezifisch nichtbinäre Anredeformen für die weitere Entscheidungsfindung qualifiziert. Unter anderem wurde bei dieser Umfrage auch die folgende Frage gestellt:
Wie sinnvoll findest Du es, wenn der Verein für geschlechtsneutrales Deutsch einen Vorschlag macht, wie das Konzept „nichtbinäre Person“ in einem einzigen Wort zum Ausdruck gebracht werden kann?
Die Durchschnittsnote von 2,04 bei den Antworten auf diese Frage hat gezeigt, dass es durchaus ein Interesse an einem solchen Wort gibt. Das Wort soll den schon bekannteren Ausdruck „nichtbinäre Person“ natürlich nicht gänzlich ersetzen, sondern nur eine Alternative für diejenigen sein, die das Konzept gerne mit einem Wort zum Ausdruck bringen möchten.
Im Mai haben wir eine kurze Diskussion zu den möglichen Formen dieses Wortes im Singular und Plural durchgeführt. Dabei sind wir von den vier oben genannten Singularformen Enby, Enbe, Nonbi und Nib ausgegangen, wobei wir bei Nib angemerkt haben, dass es entweder mit kurzem oder mit langem i ausgesprochen werden kann, wobei mit kurzem i die Plural-Endung -s und ansonsten -e, -en oder -erne (wie bei den inklusivischen Substantiven im De-e-System) sinnvoller scheint. Auf Grundlage dieses Austauschs wurden die folgenden neun Vorschläge für die Singular- und Pluralform des Wortes für „nichtbinäre Person“ in die Umfrage aufgenommen:
- Enby/Enbys
- Enby/Enbies
- Enbe/Enberne
- Enbe/Enben
- Nonbi/Nonbis
- Nib/Nibs (Aussprache jeweils mit kurzem i)
- Nib/Nibe (Aussprache jeweils mit langem i)
- Nib/Niben (Aussprache jeweils mit langem i)
- Nib/Niberne (Aussprache jeweils mit langem i)
Jeder Vorschlag konnte mit einer Note von 1 bis 6 bewertet werden, wobei erläutert wurde, dass 1 „sehr gut“, 4 „gerade so akzeptabel“ und 6 „sehr schlecht“ bedeutet.
Vor der Umfrage haben wir die wichtigsten Argumente, die während der Diskussion für oder gegen die verschiedenen Vorschläge vorgebracht wurden, zu einer Pro-Contra-Liste zusammengetragen, auf die wir in der Einleitung der Umfrage verwiesen haben.
Die Ergebnisse
Es haben 48 Personen teilgenommen. Auf die Frage, ob sie sich als nichtbinär identifizieren, haben 27 Personen „Ja“ geantwortet, 11 Personen „Nein“, zwei Personen „Unsicher“, bei drei Personen fehlte die Antwort, da uns die Frage erst kurz nach dem Herumschicken der Umfrage eingefallen ist, und die restlichen fünf Personen haben die Möglichkeit zur Freitextantwort genutzt, wobei sie alle etwas angegeben haben, was dem nichtbinären Spektrum zugeordnet werden kann (z. B. „trans Mann/nonbinary“). Wir haben daher für die weitere Auswertung die 32 Personen, die entweder „Ja“ oder mit Freitext geantwortet haben, zu den nichtbinären Teilnehmernen gezählt.
Folgende Graphik stellt die Durchschnittsnoten der neun Vorschläge unter allen Teilnehmernen dar:
Beschränkt auf die 32 nichtbinären Teilnehmerne sieht das Ergebnis wie folgt aus:
Das Ergebnis ist in beiden Fällen das gleiche: Enby ist eindeutig die beliebteste Form, wobei die Schreibweise Enbys für den Plural ein bisschen beliebter ist als Enbies.
Die Datei mit den Rohdaten und Details zu den im nächsten Abschnitt erläuterten statistischen Auswertungen lässt sich hier herunterladen.
Statistische Analyse der Ergebnisse
Wir wollen die Ergebnisse dieser Umfrage verwenden, um zu entscheiden, welche Vorschläge wir auf unserer Webpräsenz bewerben. Der Schnitt zwischen den Vorschlägen, die sich dafür qualifizieren, und denen, die keine Erwähnung auf der Webpräsenz finden, sollte möglichst systematisch gemacht werden, um Willkür zu vermeiden. Wie schon bei den vorherigen gruppeninternen Umfragen haben wir zu diesem Zweck eine Likelihood-Analyse durchgeführt, also für jeden Vorschlag die wahrscheinlichkeitstheoretische Plausibilität dafür bestimmt, dass dieser Vorschlag unter allen an diesem Thema interessierten Deutschsprachigen am beliebtesten wäre (also die höchste Durchschnittsnote hätte, wenn wir alle interessierten Personen befragen könnten). Die Methodik wird im Artikel zur ersten Substantivumfrage erläutert.
Dabei sind bei der Frage zur geschlechtsneutralen Anrede für den allgemeinen Gebrauch die folgenden Likelihood-Werte herausgekommen:
Enby/Enbys | 76,51 % |
Enby/Enbies | 23,44 % |
Nonbi/Nonbis | 0,05 % |
alle anderen Vorschläge (6 weitere) | jeweils unter 0,01 % |
Beschränkt auf die nichtbinären Teilnehmerne lauten die Likelihood-Werte wie folgt:
Enby/Enbys | 81,32 % |
Enby/Enbies | 18,57 % |
Nonbi/Nonbis | 0,10 % |
alle anderen Vorschläge (6 weitere) | jeweils unter 0,01 % |
Wenn wir wie bei den früheren Umfragen den Schnitt zwischen qualifizierten und ausgeschiedenen Vorschlägen so setzen, dass die Irrtumswahrscheinlichkeit unter 5 % liegt, dann haben sich nur die Form Enby/Enbys und Enby/Enbies qualifiziert.
Fazit
Aufgrund der Ergebnisse dieser Umfrage werden wir auf unserer Webpräsenz auf der Seite Neologismen angeben, dass das Wort Enby genutzt werden kann, um das Konzept „nichtbinäre Person“ in einem Wort auszudrücken, und dabei erläutern, dass als Pluralformen Enbys und Enbies denkbar sind, wobei die erste der deutschen Rechtschreibnorm entspricht und sich die zweite an der englischen Schreibweise orientiert.