Ergebnisse der Umfrage zur Akkusativunterscheidung (April 2022)

Vom 7.4. bis zum 14.4.2022 haben wir innerhalb unserer Diskussionsforen eine Umfrage durchgeführt, um zu ermitteln, ob die inklusivischen Artikeln den Akkusativ vom Nominativ unterscheiden sollen. Auf Grundlage der Umfrage-Ergebnisse bleiben beide Optionen im Rennen, sodass die Entscheidung dazu erst bei der für diesen Sommer oder Herbst geplanten öffentlichen Umfrage fallen wird.

Die Umfrage

Nach der Artikelumfrage vom Herbst 2021 stand fest, dass in dem von uns erarbeiteten Konsenssystem für geschlechtsneutrales Deutsch die Deklination der bestimmten und unbestimmten Artikel eine der beiden folgenden Formen annimmt:

  • de/ders/derm/de, ein/einers/einerm/ein
  • de/ders/derm/dern, ein/einers/einerm/einern

Nur die Akkusativform der Artikel war also noch nicht entschieden: Diese kann entweder wie die Nominativform lauten (de, ein) oder durch die Endung -ern markiert von der Nominativform unterschieden werden (dern, einern).

Vom 4.4. bis zum 7.4. haben wir uns auf unserem Discord-Server und in unserer Facebook-Gruppe über die Vor- und Nachteile dieser beiden Möglichkeiten ausgetauscht. Ab dem 7.4. haben wir dann innerhalb dieser beiden Foren eine Umfrage durchgeführt, bei der die Teilnehmerne zwischen den folgenden drei Optionen wählen konnten:

  1. Akkusativ wie Nominativ: „Wenn ein Lehrere ein Schülere lobt, findet de Schülere de Lehrere sympathischer.“
  2. Eigene Akkusativ-Form: „Wenn ein Lehrere einern Schülere lobt, findet de Schülere dern Lehrere sympathischer.“
  3. Ich habe keine klare Präferenz für eine der Lösungen.

Die Ergebnisse

An der Umfrage haben 27 Personen teilgenommen. Davon haben 2 sich enthalten (also Option 3 gewählt). 16 Personen waren dafür, dass die Artikel im Akkusativ wie im Nominativ lauten (Option 1), wohingegen 9 sich dafür ausgesprochen haben, die Endung -ern für eine eigene Akkusativ-Form zu verwenden (Option 2). Die folgende Graphik veranschaulicht diese Zahlen:

Statistische Analyse der Ergebnisse

Wir wollen die Ergebnisse dieser Umfrage dafür verwenden, zu entscheiden, welche Vorschläge für die weitere Entscheidungsfindung im Rennen bleiben. Der Schnitt zwischen den weiter zu betrachtenden und den herauszufilternden Vorschlägen sollte möglichst systematisch gemacht werden, um Willkür zu vermeiden. Wie schon bei der Substantiv-Umfrage, den drei Artikel-Umfragen und den beiden Pronomen-Umfragen verwenden wir zu diesem Zweck eine Likelihood-Analyse, bestimmen also für jeden Vorschlag die wahrscheinlichkeitstheoretische Plausibilität dafür, dass dieser Vorschlag unter allen an diesem Thema interessierten Deutschsprachigen am beliebtesten wäre (also die höchste Durchschnittsnote hätte, wenn man alle interessierten Personen befragen könnte).¹

Die Likelihood-Analyse ergab für die Option „Akkusativ wie Nominativ“ einen Likelihood-Wert von 92,8 %, für die Option „Eigene Akkusativ-Form“ betrug der Wert 7,2 %. Wenn wir wie bei den früheren Umfragen für die Disqualifizierung einer Option verlangen, dass die Irrtumswahrscheinlichkeit unter 5 % liegt, kann sich keine der beiden Optionen disqualifizieren.

Fazit

Bei dieser Umfrage hat sich keine der beiden im Raum stehenden Möglichkeiten disqualifiziert. Es wird zu diesem Thema daher nochmal eine Frage bei der zweiten öffentlichen Umfrage geben, die wir in einigen Monaten durchführen werden.


1 Für die Bestimmung der Likelihood dafür, dass es unter allen an diesem Thema interessierten Deutschsprachigen mehr Personen gibt, die die Akkusativform der Artikel wie die Nominativform lauten lassen wollen, als solche, die die Akkusativform unterscheiden lassen wollen, modellieren wir die Präferenz als eine Binominalverteilung und bestimmen das Konfidenzintervall dafür, dass der Parameter p der Binominalverteilung über 0,5 liegt. Um dies zu berechnen, verwenden wir das Wald-Interval, eine Approximation dieses Konfidenzintervals durch die Normalverteilung. Die Formel für den Mittelwert dieser Normalverteilung lautet ns/nf, wobei ns die Anzahl der Erfolge und nf die Anzahl der Misserfolge ist. Die Formel für die Standardabweichung dieser Normalverteilung lautet √(ns·nf)/(ns+nf. Mit ns = 16 und nf = 9 ergibt sich mit diesen Formeln ein Mittelwert von 0,64 und eine Standardabweichung von 0,096, woraus sich eine Likelihood von 92,8 % dafür ergibt, dass der Parameter p der Binominalverteilung über 0,5 liegt.