Geschlechtsneutrale Anredeformen

Bei traditionellen Anredeformen und Höflichkeitsfloskeln wird häufig auf das Geschlecht der angesprochenen Person oder Personen verwiesen und durch Ausdrücke wie Damen und Herren ein binäres Geschlechtermodell vorausgesetzt. Auf dieser Seite beschreiben wir Strategien, wie das vermieden werden kann. Wenn eine einzelne Person angesprochen wird, sind die Vorschläge für alle Fälle relevant, in denen die traditionellen binären Anreden nicht passen, z. B. weil die Person nichtbinär ist, das Geschlecht der Person nicht bekannt ist oder aus einem anderen Grund unerwähnt bleiben soll.

Wenn es um die Anrede einer konkreten Person geht, sollten nach Möglichkeit die Anredepräferenzen der angesprochenen Person ermittelt und befolgt werden. Die Empfehlungen auf dieser Seite haben somit zwei Hauptfunktionen: Einerseits können hier Personen, die gerne geschlechtsneutral angesprochen werden wollen, Ideen für mögliche Anredeformen finden; andererseits können die Empfehlungen auf dieser Seite verwendet werden, wenn eine Person geschlechtsneutral angesprochen werden soll, ohne dass die persönlichen Präferenzen dieser Person ermittelt werden können.

Frau/Herr

Bei einem etwas distanzierten Verhältnis zwischen der sprechenden Person und derjenigen, über die gesprochen wird, wird traditionell als Höflichkeitsform Frau [Nachname] und Herr [Nachname] zur Erwähnung der Person verwendet. Viele nichtbinäre Personen bevorzugen als Alternative, dass für sie einfach der vollständige Name (also [Vorname] [Nachname]) benutzt und auf einen Ersatz für Frau oder Herr verzichtet wird. Wenn der Vorname nicht bekannt ist oder aus irgendeinem Grund die Analogie zu den traditionellen Höflichkeitsformen als wichtig angesehen wird, bietet es sich an, statt Frau oder Herr das Wort Person zu verwenden: Person [Nachname]. Auch in Kontexten, in denen der amtliche Name aufgenommen werden muss, raten wir, zumindest im Austausch mit der Person auf den Vornamen zu verzichten, da dieser vor allem für trans Personen unangenehm sein kann. Wer eine spezifisch nichtbinäre statt eine allgemein geschlechtsneutrale Anrede für sich präferiert, kann zum Beispiel Enby [Nachname] als Anredeform für sich festlegen (siehe auch die Erläuterungen zu Enby hier).

Sehr geehrt…

Bei formellen Briefen und ähnlichen an eine einzelne Person gerichteten Texten wird traditionell häufig Sehr geehrte Frau [Nachname] bzw. Sehr geehrter Herr [Nachname] als Anrede verwendet. Eine unter nichtbinären Personen beliebte Alternative ist Guten Tag, [Vorname] [Nachname]!. Wie im vorherigen Abschnitt erläutert, kann dabei ggf. Person [Nachname] statt [Vorname] [Nachname] verwendet werden. Wenn es aus irgendeinem Grund erwünscht ist, die Formel Sehr geehrt… beizubehalten, kann mittels der inklusivischen Form Sehr geehrtey der Gebrauch einer femininen oder maskulinen Form vermieden werden. Da das Wort Person grammatisch feminin ist, lässt die grammatisch feminine Form Sehr geehrte Person [Nachname] nicht direkt auf das weibliche Geschlecht schließen und kann daher als geschlechtsneutral angesehen werden; aber auch Sehr geehrtey Person [Nachname] ist gut motivierbar, da das Wort Person hier nicht als gewöhnliches Substantiv verwendet wird, sondern gemeinsam mit dem Nachnamen eine neuartige geschlechtsneutrale Höflichkeitsformel bildet, bei der genauso wie bei der Kombination [Vorname] [Nachname] das Inklusivum Anwendung finden kann.

Damen und Herren

Manchmal wird bei formellen Briefen, die an eine Organisation verschickt werden und bei denen nicht bekannt ist, wer innerhalb der Organisation den Brief ließt, die unpersönliche Anrede Sehr geehrte Damen und Herren verwendet, die ein binäres Geschlechtermodell voraussetzt. Dies kann zum Beispiel vermieden werden, indem als Anrede Sehr geehrtes Team von [Organisationsname], Sehr geehrtes [Organisationsname]-Team oder einfach Guten Tag! verwendet wird.

Auch wenn ein Publikum angesprochen wird, ist die Formel Damen und Herren noch sehr verbreitet, in verschiedenen Formen: Sehr geehrte Damen und Herren; Meine Damen und Herren; Guten Abend, meine Damen und Herren! … Je nach Kontext könnten stattdessen folgende (ebenfalls relativ verbreitete) Alternativen verwendet werden:

  • Sehr geehrtes Publikum
  • Sehr geehrte Versammelte
  • Verehrtes Publikum
  • Guten Abend, [mein] verehrtes Publikum!
  • Ich grüße Sie!
  • Ich begrüße Sie herzlich [zu …]!
  • Guten Abend!

Lieb…

In persönlicherer Anrede ist die Formel Liebe [Vorname] bzw. Lieber [Vorname] noch sehr verbreitet. Daneben gibt es auch die Formen Meine Liebe bzw. Mein Lieber. Direkt ins Inklusivum übersetzt würde dies Liebey [Vorname] bzw. Mein Liebe lauten. Doch auch die verbreiteteren Alternativen Hallo [Vorname]! und Hi [Vorname]! sind geschlechtsneutral.

Auch hier ist es ratsam, nach der Präferenz der angesprochenen Person zu fragen.