Pro-Contra-Liste: Zweite öffentliche Umfrage

Hinweis: Es wurde in Umfragen bereits eine Entscheidung dazu getroffen, welche der auf dieser Seite behandelten Formen Teil des De‑e-Systems sind. Diese Seite dient nun also lediglich dazu, dass die Umfrage-Ergebnisse besser nachvollzogen werden können.

Genitiv Singular der Substantive

mit -s (ders Schüleres) vs. ohne -s (ders Schülere)

Da im Maskulinum und Neutrum der Genitiv meist durch die Endung ‑s am Substantiv markiert wird, könnte es für einige intuitiv sein, diese Endung auch im Inklusivum zu verwenden, insbesondere da der inklusivische Genitiv-Artikel ders auch auf s endet. Andererseits ist ders Lehreres vom Schriftbild und Klang her recht nah am maskulinen des Lehrers. Wenn wie im Femininum der Genitiv nicht am Substantiv markiert wird, gibt es eher ein Gleichgewicht zwischen weiblicher und männlicher Assoziation: ders Lehrere.

Akkusativ der Artikel

wie Nominativ (de/ein Schülere) vs. -ern (dern/einern Schülere)

Wenn der Akkusativ wie der Nominativ lautet, kann dies in einigen wenigen Sätzen zu Missverständnissen führen: Ein Satz wie „De Professore kennt sie schon“ kann entweder als analog zu „Der Professor kennt sie schon“ interpretiert werden – oder zu „Den Professor kennt sie schon“. Allerdings lösen meist Kontext und Satzbetonung die Mehrdeutigkeit auf, sonst würde es im Femininum, Neutrum und Plural, wo der Akkusativ auch mit dem Nominativ zusammenfällt, ja regelmäßig Missverständnisse geben.

Eine Akkusativ-Unterscheidung könnte zu einer übermäßigen Assoziation mit dem Maskulinum führen – vor allem da die Endung ‑ern lautlich recht nah an der maskulinen Akkusativ-Endung ‑en liegt.

Ferner müssten weniger Formen gelernt werden, wenn die Akkusativ-Unterscheidung fehlt.

Personalpronomen

hen vs. en

Das Pronomen en ist analog zu es und er nach dem Muster „e+Konsonant“ gebildet, wobei n gewählt wurde, weil es der häufigste Konsonant in der deutschen Sprache ist. Dadurch könnte en für viele Deutschsprachige sehr natürlich wirken und auch intuitiv als Pronomen wie er oder sie verstanden werden. Nachteile gibt es vor allem im Dativ (Wem-Fall) und Akkusativ (Wen-Fall), wo die Formen em bzw. en im Sprechfluss leicht mit den maskulinen Entsprechungen ihm bzw. ihn verwechselt werden könnten.

Das Pronomen hen kommt aus dem Schwedischen, wo es ebenfalls eine Neuschöpfung ist, aber bereits breite Anerkennung gefunden hat. Auch von einigen deutschsprachigen Nichtbinären wird es schon verwendet. Zwar könnte es auf manche weniger wie ein Pronomen wirken als en, da es mit einem h beginnt, was kein anderes deutsches Personalpronomen (oder überhaupt Pronomen) tut. Doch dafür ist es klarer von existierenden Formen unterscheidbar, auch im Dativ und Akkusativ.

Starke Endung

Sechs Vorschläge:

  • ey/ey/ey/ey1 (z. B. „Liebey Kim, zuerst als langjährigey Umwelt-Aktiviste und dann als Landtagsabgeordnetey hast Du viele wichtige Erfahrungen gesammelt, sodass keiney in unserem Team auf Dich verzichten kann.“)
  • re/e/re/re (z. B. „Liebre Kim, zuerst als langjährige Umwelt-Aktiviste und dann als Landtagsabgeordnetre hast Du viele wichtige Erfahrungen gesammelt, sodass keinre in unserem Team auf Dich verzichten kann.“)
  • re/e/re/ere (z. B. „Liebre Kim, zuerst als langjährige Umwelt-Aktiviste und dann als Landtagsabgeordnetre hast Du viele wichtige Erfahrungen gesammelt, sodass keinere in unserem Team auf Dich verzichten kann.“)
  • ere/e/ere/ere (z. B. „Liebere Kim, zuerst als langjährige Umwelt-Aktiviste und dann als Landtagsabgeordnetere hast Du viele wichtige Erfahrungen gesammelt, sodass keinere in unserem Team auf Dich verzichten kann.“)
  • ∅/e/e/ere (z. B. „Lieb Kim, zuerst als langjährige Umwelt-Aktiviste und dann als ein Landtagsabgeordnete2 hast Du viele wichtige Erfahrungen gesammelt, sodass keinere in unserem Team auf Dich verzichten kann.“)
  • ∅/e/e/∅ (z. B. „Lieb Kim, zuerst als langjährige Umwelt-Aktiviste und dann als ein Landtagsabgeordnete2 hast Du viele wichtige Erfahrungen gesammelt, sodass kein in unserem Team auf Dich verzichten kann.“)

1 Die Endung ‑ey wird wie im Ausruf hey bzw. wie im englischen Wort they ausgesprochen.

2 Bei den beiden Systemen, in denen die dritte Endung ‑e lautet, müsste zusätzlich ein Artikel verwendet werden, da sonst keine Unterscheidung vom Femininum möglich ist: „als ein Landtagsabgeordnete“ statt nur „als Landtagsabgeordnete“. Für den inklusivischen Artikel ein gibt es die Regel, dass ein Adjektiv, das auf ihn folgt, auf ‑e endet.

Die meisten der oben vorgestellten Systeme bestehen aus Formen, die es entweder im Deutschen schon gibt (Endung ‑e, endungslos „∅“) oder die in unserem geschlechtsneutralen Substantivsystem vorkommen (Endungen ‑re und ‑ere). Das hätte den Vorteil, dass das Gesamtsystem auf viele einheitlicher und natürlicher wirken könnte.

Im Gegensatz dazu könnte die Endung ‑ey als fremdartig empfunden werden, zumal sie in keinem anderen Teil des Systems auftaucht. Das System mit der starken Endung ‑ey hat allerdings den Vorteil, dass diese einheitlich in allen vier oben genannten Kontexten verwendet würde, was das Erlernen erleichtern könnte.

Die Endung ‑ere ist nicht nur durch ihr Auftreten bei den geschlechtsneutralen Substantiven motiviert, sondern auch durch die maskuline und feminine Endung ‑er und ‑e, die aneinandergereiht ‑ere ergeben. Sie hat allgemein den Nachteil, zwei Silben lang zu sein anstatt nur eine. Außerdem könnten Adjektive mit dieser Endung als Steigerungsform (wie in „Eine größere Vase habe ich nicht.“) missverstanden werden: „als Abgeordnetere“. Allerdings sollte es in den meisten Fällen durch den Kontext klar werden, dass keine Steigerungsform gemeint ist.

Die verkürzte Variante ‑re hat nicht den Nachteil der Zweisilbigkeit, ist dafür aber in einigen Fällen schwieriger auszusprechen, z. B. in einre. In der Schriftsprache entfällt die Verwechselbarkeit mit der Steigerungsform, wohingegen dieses Problem in der gesprochenen Sprache noch auftreten kann.

Die Endung ‑e steht nur für zwei Verwendungskontexte zur Wahl. Einerseits bei substantivierten Adjektiven, bei denen zur Unterscheidung vom Femininum immer ein Artikel vorangestellt werden müsste (z. B. „als ein Abgeordnete“). Andererseits bei Adjektiven ohne Artikel und vor einem Substantiv (z. B. „als langjährige Mitarbeitere“), wo die Verwechslung mit dem Femininum dadurch verhindert wird, dass die Geschlechtsneutralität am Substantiv markiert wird.

Und schließlich gibt es in zwei Verwendungskontexten die Option, die jeweilige Form endungslos zu lassen, was den Vorteil hat, dass es kaum Potenzial für Assoziationen mit einem bestimmten Geschlecht gibt. Andererseits führt das zu einem ungewohnten Rhythmus, weshalb einige diese Formen als unnatürlich empfinden könnten.